Schwedentour 2010

Sverige 2.0

Ja ihr Lieben.
Ich bin natürlich schon seit Sonntag wieder im Lande, ich musste schließlich am Montag pünktlich um 7 wieder auf Arbeit sein.
Ich hatte auch wirklich vor mich früher zurück zu melden, aber - hach, ich finde einfach keinen Anfang. Der Urlaub war bombastisch und toll und das ganze Gefühlsspektrum einmal rauf und runter und überhaupt. Mein Kopf ist noch ganz vollgestopft mit Eindrücken und ich glaube ich hab das bis jetzt alles noch gar nicht alles richtig realisiert. Ich werde nun aber beginnen Tag für Tag Revue passieren zu lassen. Ich habe fleißig Tagebuch geschrieben. :)


Lasst euch jedenfalls gesagt sein: es ist EINIGES passiert. Und ich glaube ich habe mehr als ein Souvenir mit nach Deutschland gebracht. :) Aber dazu später.

Es gab gute und schlechte Tage, ich habe Gott gesehen und einiges an Tränen vergossen, ich habe bei Bodenfrost im Zelt geschlafen und Bekanntschaft mit allerlei schwedischen Viechern gemacht. Ich hatte keinen Muskelkater, dafür aber einen Windelpopo, ich habe eine Großstadt und die tiefste Einöde gesehen, und nein, langweilig war mir nie. Ich habe einiges über mich gelernt (und nein, nicht abgenommen, zu viel lecker schwedische Kekse und Köttbullar ^^ ). Ich habe Schweden gesehen, geschmeckt, gehört, gerochen und gefühlt. So wie das ja mein Ziel war. Und ich sage euch Eines: mein Herz ist unwiderruflich verloren an dieses Land. Gebt mir dort nen Job und ich bin weg! *seufz*
Als ich am Samstag Abend wieder an Bord der Fähre nach Deutschland stand und Trelleborg immer kleiner und kleiner werden sah, hab ich fast geheult. Ich vermisse sweet sweet Sweden. Deswegen bin ich heute tatsächlich in einem Anfall von Sehnsucht zu IKEA gefahren, habe den Schwedenshop leer gekauft (obwohl es meine neuerliche Lieblingskekssorte dort nicht gibt *schnöff*) und im Restaurant auf die Köttbullar geheult (naja, zumindest fast). Ach, ich sage euch...

Einen Tag vor Antritt der Reise habe ich mir Gott sei Dank noch so nen kleinen Fahrradcomputer geleistet. Das billigste Modell, aber egal. Ich habe nämlich ein abartiges Faible für Zahlen und Statistiken und werde das alles zu hübschen, kleinen Diagrammen verwursten. :) Bit by bit. Hier nun schon mal als kleiner Vorgeschmack ein Blick auf den letztendlichen Kilometerstand:


Und ich habe fast 1200 Fotos gemacht. Es gibt einiges zu sehen. :)

Nun muss ich aber erst mal noch ne Mail fertig machen und dann gehts ab in die Heia. Und morgen gehts endlich los mit der Berichterstattung. :) Schlaft gut!

17. + 18.9. // Die Anreise

Am dem betreffenden Freitag war ich ja nun noch arbeiten bis um 1. Danach heim, Sachen endgültig packen, der Zug fuhr 18.59 Uhr von Kassel-Wilhelmshöhe. Ich musste noch die Radtaschen einstellen und am Rad montieren, was mir allerdings vor der Abfahrt noch nicht richtig gelungen ist. Hatte nicht das richtige Werkzeug da. Aber es ging ja auch erst mal nach Gera, die Katze zu meiner Familie bringen.

Ich also mit Müh und Not den ganzen Scheiß auf dem Rad festgezurrt, Zelt, Isomatte und Schlafsack auf dem Rücken, da ich die Katzenbox erst mal auf dem Gepäckträger befestigen musste. "Was für ein Geraffel!" ^^ Schon als ich das Rad zur Straßenbahn hochgeschoben hatte, bekam ich so meine Zweifel, ob ich das mit diesem sackschweren Rad wirklich 2 Wochen in Schweden aushalten würde. Das Gewicht war PERVERS. Mit Hochheben war da nicht viel. Keine Ahnung, wie viel es nun genau gewogen hat, aber schön war anders, obwohl ich nun auch nicht gerade schwachbrüstig bin. Hab drei Kreuze gemacht, als ich endlich im ersten Zug saß. Das war ein IC Richtung Erfurt mit Fahrradabteil am Ende. Das Rad muss man dort drei Stufen nach oben heben. Und da kam ich schon das erste Mal so wirklich an meine Grenzen. Hab gezittert vor Anstrengung, als ich endlich saß, Sushi hat geplärrt. Das war eh so ne Sache. Sollte ich erst das Rad reinheben und sie dann holen oder erst sie reinstellen und dann das Rad? Zugfahren ist mit ihr überhaupt kein Problem, sie rollt sich dann zusammen und schläft einfach, solange sie aus dem Fenster kucken kann. Aber sobald sie mich aus ihrer Box nicht mehr sehen kann, bricht die Hölle los. Da schreit Madame den ganzen Bahnsteig zusammen, weil sie denkt, dass ich sie stehenlasse. Also nein, es war nicht wirklich einfach.

Einmal umsteigen in Erfurt, den Rest der Strecke bis Gera im RE.
Während der Zugfahrt hab ich versucht mich zu entspannen, schließlich waren das die ersten Kilometer in Richtung Urlaub. Hab ein bisschen die Gedanken schweifen lassen und meine Erwartungen und meine Ungeduld in meinem Reisetagebuch dokumentiert. Hab festgestellt, dass ich das Ladekabel für meinen mp3-Player vergessen hab. Na toll, nichts mit schwedischer Musik in Schweden, zumindest nicht viel. Hatte mir nämlich für die Reise nur skandinavische Musik drauf gemacht. :) So musste ich nun sparsam mit dem Akku umgehen.

In Gera angekommen, wurde ich freundlicherweise von meiner Schwester abgeholt, die mir ein bisschen Kram abgenommen hat. Mein Papa hat mir dann noch letzte Instruktionen gegeben. Er ist ziemlich oft auf Reisen, aus beruflichen Gründen. Und so gabs dann noch einen kleine Auslandscrashkurs.

Am nächsten Tag bin ich recht früh aufgestanden und hab die Montage der Taschen noch mal überarbeitet. Und den Fahrradcomputer angebracht. Kribbeln im Bauch. War auch noch kurz in der Stadt, Katzenfutter besorgen, Schuhe, Reisemedikamente. Mein Papa bestand darauf mir vor der Abfahrt noch ein tolles Schnitzel zu kredenzen, "bevor es zwei Wochen lang nichts Richtiges mehr gibt". ;)

Und um 12 gings dann endgültig los. Schmerzhafte Abschiedsszene von meiner süßen Miez. Aber nützte ja nichts. Schweden wartete.
Ich hatte eigentlich ne recht nette Zugverbindung, nur zwei Mal umsteigen in Weimar und Berlin. Alles entspannt. Bis der Zug plötzlich kurz vor Einfahrt nach Weimar 25 Minuten auf offener Strecke stehenblieb. Doof, wenn man nur 11 Minuten Umsteigezeit hat und in Rostock ne Fähre wartet. Natürlich habe ich den Anschlusszug verpasst. Und dann das das Vergnügen Bescheinigungen, Formulare und Ausweichverbindungen zusammenzusammeln am Service Point. Ich liebe Deutsche Bahn. Nun gut, saß ich halt 2 Stunden im Weimar rum, hab aber nen Gutschein für nen Kaffee bekommen (KAFFEE!!! *nomnom*). Und ich hatte noch Zeit die Rückfahrkarte zu erwerben.
Nach den 2 Stunden hatte ich mich dann auch erst mal wieder beruhigt. Ich hab übrigens so ein Fahrgastformular bekommen und hoffe ich bekomme für die Zugverspätung noch ne kleine Entschädigung. Der Rest der Reise verlief hindernisfrei.



In der S-Bahn zum Rostocker Hafen lernte ich Dustin aus Kanada kennen. Er ist seit 9 Monaten in der Welt unterwegs, nur mit Rucksack und Notebook, und er wird auch noch mal etwa so lang unterwegs sein. Er war einen Monat in Berlin gewesen und an dem Tag nun unterwegs zur Fähre nach Helsinki, weil er nach Schweden kein Ticket mehr bekommen hatte. Habe mich ein bisschen mit ihm über die Freuden des Alleinreisens unterhalten. Gibt halt wie bei allem Vor- und Nachteile, die ich im Nachhinein bestätigen kann. Aber dazu später mehr. :)

Am Hafengelände angekommen musste ich nun nur noch den Weg auf die Fähre finden. Das war mein erstes Mal überhaupt und ich bin dort ein bisschen rumgeirrt, bis ich schließlich begriffen hab, dass ich die ganz normale Autospur nehmen musste. Das Schiff war RIESIG. :D So sauste Klein Greta dann also mitten in der Nacht mit nem vollbeladenen Rad im riesen Hafengelände zwischen zig LKWs rum. Ich hatte Gott sei Dank ne Spur für mich alleine. ^^ Auffahrt über ne Rampe, vor und hinter mir LKWs. Aber dann war ich endlich drin. Hab mein Rad an nem Geländer befestigt, meinen Kram geschnappt und bin aufs Deck hoch.


Stand bestimmt ne Stunde dort und hab Deutschland kleiner und kleiner werden sehen. Der Wind im Gesicht tat gut. Bin am Meer aufgewachsen und vermisse es fürchterlich. Danach ins Schiffinnere, hab mir nur noch nen ruhigen Platz in nem Seitengang gesucht und mich auf ner Bank ausgestreckt schlafen gelegt. Am nächsten Tag würde ich 6.15 Uhr ankommen und dann den ganzen Tag unterwegs sein. Also Kraft tanken.

Weiß nicht, ob ihr mitbekommen habt, aber ich habe durchaus personelle Beziehung zu Schweden. Herr H. hoffte wirklich, dass ich ihn in meine Routenplanung mit einbeziehe. (Er wohnt in Göteborg.) Ich hatte ja die ganze Zeit so meine Zweifel, ob dieses Treffen wirklich zustande kommen würde, aber er meinte vor der Abreise noch aufmunternd: "Hope is for the poor! We'll make it!". Nun denn. :) Obwohl ich in mir überhaupt nicht vorstellen konnte wie es sein würde ihn wiederzusehen, das letzte Mal war 4 Monate her und sooo gut kennen wir uns nun auch wieder nicht (was mich nicht davon abhält seit 1,5 Jahren in den guten Mann verknallt zu sein). Man schreibt sich halt Mails und hat sich auch schon mal auf nem Festival getroffen, aber sonst..

Schweden wartet. :)

19.9. // Aller Anfang ist schwer

Was'n abgegriffener Spruch. :D

Endlich angekommen. Die Fähre lief 6.15 Uhr in den Trelleborger Hafen ein. Ich hatte tatsächlich einige Stunden schlafen können.
Trelleborg an nem Sonntag kurz nach 6 ist nun nicht besonders einladend, wie man sich vorstellen kann. Immerhin bekam ich endlich den Kilometerzähler repariert (hatte das Kabel blöderweise durch ne ungeschickte Lenkerbewegung durchtrennt). Den ersten Tag wollte ich nach Streckenbeschreibung fahren, nämlich nach Nr. 79 aus diesem Buch. Die ersten 3 Tage sind immer die härtesten. Man hat sich weder an die Belastung noch an die Arbeit mit der Karte gewöhnt und so wollte ich auf Nummer Sicher gehen. Hat leider nicht so ganz funktioniert. Das Buch arbeitet weniger mit Karten als vielmehr mit Beschreibungen und ich konnte die richtige Straße aus der Stadt heraus einfach nicht finden. Inzwischen war die Sonne aufgegangen und ich hab erstmal Frühstück gemacht, Würstchen, Schokolade und Jägermeister, wie sich das gehört. ^^


Von der Wiese aus, auf der ich saß, konnte ich 'meine' Fähre wieder aus dem Hafen auslaufen sehen. Ich war ja noch gar nicht viel gefahren, vielleicht 5km im Kreis geirrt, aber schon in dem Moment hatte ich Angst, dass ich das körperlich alles nicht schaffe. Das Gewicht des Rades hat mich echt fertig gemacht.


Letztendlich kam ich dann aber doch irgendwie raus. Man braucht ne Weile, bis man sich an das Rad gewöhnt und lernt das Gleichgewicht zu halten. Auch die Ausrüstung, die Klamotten, alles war ja neu.
Um 11 war ich in Svedala angekommen. Die haben ne hübsche kleine Kirche, vor der ich einige Zeit saß. Nun ist das zwar nur ein Nest (9500 Einwohner), aber irgendwie wollte mich der Ort nicht loslassen. Ich bin wieder und wieder hilflos im Kreis gefahren, kam 3 mal wieder an dieser Kirche an. Ich bin fast wahnsinnig geworden.

Nun war es ja Sonntag und ich hatte Hunger. Ich finde ja mal völlig göttlich in diesem Land, dass dort zumindest in größeren Orten Geschäfte aufhaben, jedenfalls Supermärkte. Aber wie gesagt, nur in größeren Orten. Ich also weiter gedümpelt und Staffanstorp angepeilt. Ich hatte ja schon erwähnt, dass man einige Tage braucht, um sich an all das zu gewöhnen. Jedenfalls hatte ich an diesem ersten Tag den Rhythmus von fahren und Pause noch nicht so richtig raus. Kurz vor Staffanstorp ging gar nichts mehr. Es war irrsinniger Wind an dem Tag, flach ist Skåne nun auch nicht gerade, da gehts ordentlich hoch und runter und mit dem Rad ist man auch nicht wirklich windschnittig. Noch dazu hatte ich mir wirklich die blödeste Strecke ausgesucht, bin viel zu lang auf so ner Schnellstraße gefahren, was nicht so schick ist, wenn man auf nem Rad sitzt. Kurz vor der Stadt haben mich alle Kräfte verlassen und ich bin einfach neben der Straße ins Gras gefallen. Ich hatte viel zu lange nichts gegessen und getrunken. Himmel, da hatte ich meinen ersten kleinen Nervenzusammenbruch. Den sehr nette Menschen aus der Heimat per SMS gelindert haben. :) Ich hab also etwas gegessen und saß dort vielleicht ne Stunde. Hach, diese Schweden sind ja so nett! Es hielt tatsächlich irgendwann jemand an und fragte mich ob ich Hilfe bräuchte. Das sollte einem mal in Deutschland passieren.

Ohne Mist: als ich nach langem Suchen endlich diesen Supermarkt fand, bin ich fast vor ihm auf die Knie gefallen. "8 - 21 alla dagar" Halleluja!! Greta hört die Englein singen. Bin in Staffanstorp übrigens durch eine Wohnsiedlung gefahren, in der alle Straßen Namen von Handwerksberufen hatten. Ich habe tatsächlich die Buchbinderstraße gefunden :D


Danach weiter nach Lund. Dahin führte netterweise ein beschilderter Radweg. Dort fing es dann an zu regnen, ich hatte keinen Bock mehr und steuerte den Zeltplatz an. - Letzter Tag: 15.8. Feini. Ansonsten war da in der Nähe nichts weiter. Und nu? Generell gilt ja in Schweden das Allemansrätten, das einem u.a. gestattet unter Beachtung gewisser Regeln überall in der Pampa sein Zeltchen aufschlagen zu können. Nun ist das in Skåne aber so ne Sache. Da is noch nich viel mit Wald, größtenteils ist die Provinz von Ackerland bedeckt (Kornkammer Schwedens - pah, scheiß auf Kornkammer, Greta will pennen!). Über meine Beziehung zu Skåne werde ich später noch näher eingehen... *augenroll* Nun wurde es all die Tage gegen 19 Uhr dunkel, spätestens dann sollte man seinen Schlafplatz gefunden haben, um dann noch ne halbe Stunde zum Lageraufschlagen haben. An diesem ersten Tag war es allerhöchste Eisenbahn. Ich war auf ner Schnellstraße, kein Wald in Sicht, ich war schon wieder kurz vorm Zusammenbruch. Dann in letzter Swkunde ein Geschenk des Himmels: eine leerstehende Scheune (man darf weder in der Sichtweite von Wohnhäusern noch auf Agrarland zelten) und dahinter einer kleine, baumumstandene Wiese. Ein kleiner lebensgefährlicher Schlenker nach links von der Straße runter (mir war dann echt alles egal) und ich konnte mich endlich beruhigen.
Dann zum ersten Mal das Zelt aufstellen. Hab ich mir wirklich gut ausgesucht. Es wiegt nur knapp anderthalb Kilo, hat nur zwei Stangen und ist in 5 Minuten aufgebaut. Hab einfach nur die Taschen ins Innere geschmissen, die Körperpflege auf den nächsten Morgen verschoben und bin sofort eingeschlafen. 125km! Ich war völlig fertig.


Mein Papa hat ja den größten Teil der Tour zu Hause am Rechner verfolgt und sich immer mal auf der Karte angekuckt, wo ich langgefahren bin. Er hat sich dann immer gewundert, dass ich oft doppelt soviel gefahren bin wie die eigentlich Strecke. Nun ja, erst mal gehen die Routenplaner da ja von der idealen Straße aus, ich als Radfahrer muss mir aber kleinere Straßen oder Fahrradwege suchen, die dann oftmals länger sind als Schnellstraßen oder Autobahnen. Und dann verfährt man sich ja auch gerne mal, oder dümpelt etwas durch ne Innenstadt oder sucht nen Supermarkt... Dadurch kommen diese Abweichungen zustande. Die eigentliche Entfernung an dem Tag betrug nur etwa 60km, aber ich bin am Anfang schon ziemlich herumgeirrt. Das besserte sich dann später.

20.9. // Regentag

Morgens hatte ich nun - im Hellen - endlich Gelegenheit mein erstes Nachtlager mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Ganz unerwartet hatte ich dann tatsächlich noch ein wirklich tolles Nachtlager gefunden.


Eine kleine Wiese, zwischen Acker und Straße, von Bäumen umstanden, also blickdicht. Morgens waren es angenehme 9°C und ich hopste halb entkleidet ein bisschen durchs Gras und widmete mich der Körperpflege. Wasserflasche, Waschlappen, Seife, mehr braucht es nicht. Danach ordentlich Frühstück. Ich hatte tatsächlich 11 Stunden geschlafen und das war auch nötig nach diesem ersten Tag.



Ich hab mich zum ersten Mal in meinem Leben getraut einen Gaskocher anzumachen. :D Ich bin ja sonst selten weicheiig, aber Bunsenbrenner, Gaskocher & Co. hatte ich bis dato nie angerührt. Aber nun ging es ja nicht anders - Mutti brauchte Kaffee!
Die erste Nacht hab ich wirklich geschlafen wie tot. Ich war viel zu müde, um mir Gedanken über meine Sicherheit zu machen. Ich meine, man ist ja schon ausgeliefert, wenn man irgendwo mitten in der Gegend rumliegt. Außer meiner Kamera und ein bisschen Geld hatte ich keine Wertgegenstände mit. Und die Kamera hab ich jeden Abend an mir festgeschnallt und mit dem Kopf auf ihr geschlafen. ;) Das war auch soweit ich mich erinnere die einzige Nacht, in der ich so "offen" geschlafen hab. Ansonsten hab ich mein Zelt immer irgendwo im Wald aufgeschlagen.


Nach einem äußerst reichhaltigen Frühstück brachte ich auch meine Streckenplanung für diesen Tag zu Ende. Ich wollte mich an die Route Nr. 7 aus dem Buch halten, nach Helsingborg., und dann weiter Richtung Båstad. Mitten im Aufbruch begann es zu regnen. Und es sollte an diesem Tag auch nicht mehr wirklich aufhören...


Muskelkater hatte ich keinen (auch sonst auf dem ganzen Rest der Tour erstaunlicherweise nicht), nur mein Hintern tat natürlich etwas weh. Zuerst fuhr ich mal wieder ne überflüssige Runde durch die Äcker, bis ich endlich auf die beschriebene Route traf.


Skåne. Überwiegend Ackerland. Das bringt Dünger mit sich. Viel Dünger. Dünger überall. Skåne stinkt. Wirklich! Diesem Gestank entkommt man nicht. Aber dieser graue, verhangene Tag brachte noch etwas anderes mit sich. Es roch nach Herbst. Geruchserinnerungen sind so schwer zu fassen. Gerüche kann man nicht beschreiben. Man riecht etwas und es erinnert einen an Dinge, die zig Jahre zurückliegen. So ging es mir an diesem Tag, als ich durch die dunstige, morgendliche Ackerlandschaft radelte. Ich erinnerte mich an einen Tag, an dem ich mit meinem Opa und meinen Geschwistern im Wald war. Mein Opa wollte Feuerholz machen. Wir spielten im Wald, ich meine mich sogar an eine windschiefe, verfallene Hütte zu erinnern. Und es war kalt, und unangenehm feucht. Nach getaner Arbeit machte mein Opa ein kleines Feuer, wir bekamen grobe Säcke, um uns ein bisschen zu wärmen, und dann brieten wir Würstchen an Stöcken über dem Feuer. An all das erinnerte ich mich auf einmal an diesem Morgen. Verrückt.

Von da an gings eigentlich recht geradlinig voran. Und da ich größtenteils an der Küste entlanggefahren bin, hatte ich auch nicht mit dem Auf und Ab durch die Ackerlandschaft zu kämpfen. Dafür regnete es praktisch ununterbrochen.

Landskrona


Die Regenjacke ist ihr Geld wirklich wert, da kam nichts durch, aber für ne vernünftige wasserdichte und atmungsaktive Hose hat es nicht mehr gereicht. Auch meine Schuhe waren sofort durch. Und so schaffte ich dann nicht die Strecke, die ich mir vorgenommen hatte (obwohl meine Einschätzung da in den ersten Tagen auch noch nicht so toll war), sondern entschied mich für ne warme Dusche auf dem Campingplatz in Helsingborg, im Stadtteil Råå, direkt am Meer. RICHTIGE ENTSCHEIDUNG!



Ich war komplett durchnässt und muss völlig fertig ausgesehen haben, als ich da in die Anmeldung rein bin. Nettes Mädel hinter der Rezeption. "Ah hallo! Ja, wie viele seid ihr denn? Ach, nur du!?" Irritierter Blick. "Mit dem Auto?" "Nein, mit dem Rad." "Mit dem Rad??" Noch mehr irritierte Blicke. "Und nem Zelt?" "Japp." - Stille - "Ist es da nicht kalt nachts??" "Öhm... nö, nicht unbedingt." "Okaaay... und fürchtest du dich da nicht, wenns dunkel wird?" *grinsel* Diesen Dialog führte ich in den folgenden Tagen noch öfter. ^^
Auf diesem Campingplatz war außer mir noch ein anderer Kerl mit einem 1-Mann-Zelt, die anderen Male war ich immer die Einzige. (Gott sei Dank hab ich mir dieses andere Zelt nicht gekauft (von Wolfskin, ich hatte es in der engeren Auswahl), das war noch winziger als meins, dagegen ist meins ne VILLA!!) 150 SEK hat die Nacht gekostet, 140 die Campingkarte, die man auf jedem Zeltplatz braucht.


Das Duschen war göttlich. War zwar alles schon ein bisschen schmuddelig, aber es gab keine Zeitbegrenzung und wie gesagt, ich hatte die ganze Sanitäranlage für mich alleine. ;) Konnte meinen halbleeren Handyakku aufladen. Danach gabs noch Nudeln vom Gaskocher, die ich vor lauter Müdigkeit kaum noch aufessen konnte. Und dann bin ich auch schon begleitet vom Meeresrauschen eingeschlafen.


Tageskilometer: 76
insgesamt: 201
Zeit auf dem Rad: 5:13


21.9. // Bilderbuchsonnenscheintag. Wie sich das gehört.

"Oh well, WHERE do you wanna go? GOTHENBURG?? That's pretty far! Well ... then it must be a VERY good friend!" ;)

Um 8 machte die Rezeption des Zeltplatzes auf, halb 9 saß ich wieder auf dem Rad.
Auf dem Weg ins Bad morgens hoppelten ne Menge Kaninchen auf der Wiese vor meinem Zelt rum, musste gleich an meine Schwester denken. :)
Time to get back on the track.


Diesmal kam ich mit der Beschreibung im Buch super zurecht, bin nach Route Nr. 25 gefahren.
Erst einmal gings durch Helsingborg, es war herrlich windig am Wasser und ich saß einige Zeit und habs genossen. Ich hab so viele verschiedene Lamdschaften gesehen in diesen 2 Wochen und trotzdem: das Meer ist und bleibt mir immer noch das Liebste. Meine Liebe zum Wasser ist mir ins Herz gebrannt, dagegen wird wohl niemals jemand etwas machen können. :)



Das Wetter war eigentlich wunderbar an diesem Tag, windig, aber die Sonne schien die ganze Zeit und das Meer glitzerte vor sich hin. Kein einziger Regentropfen.


In Ängelholm hatte ich Probleme den beschriebenen Radweg Richtung Vejbystrand zu finden. Bin ein bisschen in der Innenstadt rumgeirrt und wurde schließlich von einem Mann angesprochen, ob er mir helfen könne. Die sind alle so furchtbar nett, diese Schweden! Mir wurde mehr als einmal Hilfe angeboten, einfach so. Tja, und dann kommste wieder zurück in dieses pampige Deutschland.. Nun ja, jedenfalls schnatterte er munter drauf los. Fragte mich, wohin ich unterwegs sei, weil ich so nach Radtour aussähe. Ach ja, er hätte sich ja auch gerade ein neues Rad gekauft. Er sei bei der Feuerwehr und könne nächstes Jahr in Rente gehen und dann wolle er im Sommer eine Radtour machen nach Paris oder Holland oder Ungarn oder so. Er ist ne ganze Weile mit mir mitgefahren, hat mir den Radweg gezeigt, ein bisschen was über die Gegend erzählt und mir noch Tipps für den weiteren Streckenverlauf gegeben, eine Skizze auf dem Prospekt des Campingplatzes von letzter Nacht. Schon klasse, was einem alles so passiert. :)


In Skälderviken kam ich an einer Bucht vorbei, die mich an einen Urlaub auf Rügen 2003 erinnerte. (Ja, Herr Meyer, genau. ^^) Da hatte ich mit meinem damaligen Freund u.a. eine Nacht in einer Bucht bei Drigge verbracht, mit einem winzigen Sandstrand und herrlichem Wasser. Ich weiß noch, wie wir damals nachts fast von Mücken aufgefressen worden sind.




Der weitere Streckenverlauf stellte mich auf eine harte Probe.
Bei Båstad verläuft die Grenze zwischen den Provinzen Skåne und Halland. Als eine Art natürlicher Grenze fungiert der Höhenzug des Hallandsåsen. Um die 100 Höhenmeter waren zu überwinden. Und nein, das bin ich nicht geradelt. Da hatte ich schon Schwierigkeiten das Rad zu schieben. Bei der Abfahrt wurde mir bei 51km/h schon irgendwie schlecht, da hab ich dann mal lieber etwas abgebremst. Hatte Angst, dass mir das Rad unterm Hintern wegfliegt.
In Båstad hab ich mir erstmal eine dringend nötige Kaffeepause gegönnt. Liebe Leute... schwedischer Kaffee!!! Ich debattiere da schon die ganze Zeit mit Herrn H. drüber. Eigentlich kann man nach einem Urlaub in Schweden keinen deutschen Kaffee mehr trinken; im Gegensatz zum schwarzen Nass dort schmeckt die Plörre hier wie Wasser. Schlecht für nen Kaffeejunkie wie mich.


Nun war ich also in Halland. Anders als im chaotisch beschilderten Skåne gibt es dort einige sehr gut ausgewiesene Radwege. Ich entschied mich den Ginstleden an der Küste entlang zu nehmen - kein Rumwurschteln mit der Karte, kein Im-Kreis-Fahren, kein Suchen. Einen Zeltplatz brauchte ich an dem Abend auch nicht wirklich und so verschanzte ich mich bei Mellbystrand in einem Wäldchen neben der Straße.


Es ist übrigens toll die Reise noch mal Revue passieren zu lassen. Sich noch mal die Karte vor Augen zu führen, Fotos zu sichten, sich vielleicht auch noch ein paar theoretische Infos zu holen über die Orte, in denen man war. So ein Blogeintrag dauert zwar ewig, aber es bringt nochmal ein Stück dieses unvergleichlichen Urlaubs zurück. :)

Tageskilometer: 99
insgesamt: 300
Zeit auf dem Rad: 6:32
Höchstgeschwindigkeit: 51,2!
Ø 15,1

22.9. // Ginstleden

Aufbruch gegen 8:45 Uhr, 9°C.

Vorher hielt ich noch einige Impressionen meines Schlafplatzes fest. Die Morgensonne schien so schön durch die Baumkronen.



Gleich hinter Mellbystrand radelte ich durch das Naturreservat Höka. Herrlich, der Wald sah aus wie ein Märchenwald; winzige Bäume, moosbedeckter Boden.


Der Herbst ist wirklich toll. Ist meine Lieblingsjahreszeit. Ich mag es, wenn der Sommer sich langsam abkühlt. Wenn alles ruhiger wird, nicht mehr so laut und hektisch ist. Wenn die Regen- und Nebeltage kommen, die alles sanft einhüllen, den Lärm abdämpfen. Wenn Nieselregen alles schluckt, die Landschaft homogen wird. Ich hatte wirklich wahnsinniges Glück mit dem Wetter. Während es in Deutschland regnete, habe ich noch 2 wunderschöne Wochen Frühherbst erwischt. Für mich ist es auch das ideale Reisewetter, im Sommer hätte ich diese Tour wirklich nicht machen wollen. Viel zu heiß, um den ganzen Tag auf dem Rad zu sitzen. Viel zu viel Tourismus, zu viele Menschen. Und Mücken! Nun gut, in der ersten Woche wurde ich von den Biestern auch noch belästigt. Ich sah irrsinnig sexy aus, als ich in Göteborg ankam, mit blauen Beinen und pestähnlichen Beulen am ganzen Körper. In der zweiten Woche hatte ich Gott sei Dank keine Probleme mehr mit den stechenden Plagegeistern, die waren dann erfroren. :D


Ich hatte mich ja entschieden den Ginstleden nach Norden zu fahren, der direkt bei meinem Schlafplatz begann und an der Küste entlang verläuft. Den Namen hat er übrigens vom Ginster, der Landschaftsblume Hallands. Insgesamt ist er etwa 200km lang, denen ich fast ausnahmslos gefolgt bin, nur kurz vor dem Ende bin ich abgebogen nach Göteborg. Eine wunderschöne Strecke zum Radfahren. Und nach der ganzen Sucherei in Skåne eine echte Wohltat. Für die ausgewiesenen Radwege in Halland (es sind insgesamt 3) hatte ich eine tolle Broschüre, die es beim schwedischen Touristikversand kostenlos zu bestellen gibt. Auch viele andere Hefte, Karten und sonstiges Informationsmaterial kann man sich einfach nach Hause schicken lassen. Eine tolle Sache. Wen es interessiert: *klick* Auch die Seite an sich ist toll und sehr informativ. Genauso wie ein Verzeichnis der Campingplätze in Schweden, das es als Heft oder Download gibt (so konnte ich schon vorher kucken, welche noch offen hatten). Hier könnte man auch schon vorher die obligatorische Campingkarte bestellen, mit der es u.a. sogar Rabatt auf die Fährüberfahrten gibt.
Ich war jedenfalls sehr begeistert von dem Infomaterial, das bei mir eintrudelte. Klar, viel Werbung, aber auch gute Karten der einzelnen Provinzen. Und eben die Broschüre über Hallands Radwege, die wirklich Gold wert war.


Mein Reiseziel an diesem Tag war Varberg, ich wollte die Nacht auf einem Campingplatz dort verbringen. Eins muss man halt einplanen, wenn man in dieser Jahreszeit reist: Der ganze Tourismus-Mist wurde schon eingemottet für die nächste Saison. Das ist einerseits natürlich toll, wenn man nicht besonders drauf steht von Touristen zertrampelt zu werden. Andererseits sind viele Zeltplätze schon geschlossen und Imbisse, Informationsstände und dergleichen haben die Luken dicht gemacht. Muss man halt vorher wissen. Manchmal gab es für mich gar keine andere Möglichkeit als im Wald zu schlafen. Wenn man keine Lust hat Unmengen für ein Zimmer auszugeben (und selbst das wird schwierig im dünn besiedelten Inland von Halland). Aber eben herrlich, wenn man seine Ruhe haben und Natur und Stille genießen will.


Ich habe in den ersten Tagen nicht viele Fotos gemacht, im Vergleich zur zweiten Woche. Die beiden Wochen unterschieden sich sehr voneinander. Am Anfang hatte ich ja ein Ziel vor Augen: Göteborg. Ich musste mich Anfang der Woche festlegen an welchem Tag ich dort aufschlagen würde, weil sich Herr H. frei nehmen wollte. Und so musste ich das dann natürlich auch schaffen bis zum besagten Termin. Ich habe eigentlich alles gut geschafft, habe die Zeit recht realistisch eingeschätzt. Und trotzdem. Der Kopf war nicht frei (wie auch, bei so einem Mann ^^). In der zweiten Woche war wirklich der Weg das Ziel, ich habe das Gefühl die Schönheit der Strecke dann wirklich ausgekostet zu haben. Aber wenn ich jetzt nochmal die Strecke hinwärts auf der Karte verfolge, entdecke ich so viele Sachen, die mir entgangen sind, einfach weil ich da gar keinen Nerv für hatte. Eigentlich schade. Und trotzdem hat es sich meiner Meinung nach gelohnt, ihr werdet schon sehen. ;) Und es ist ja nun auch definitiv nicht das letzte Mal, dass ich nach Schweden fahren werde, soviel steht schonmal fest.

Trotzdem war die Tagesstrecke sehr schön. Die 124km habe ich überhaupt nicht bemerkt. Es radelte sich fast von alleine. Und mit 17,8km/h hatte ich (mal abgesehen von dem wahninnigen Sonntag, auf den ich noch zu sprechen kommen werde) an diesem Tag die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit der ganzen Tour. (Erwähnte ich schon, dass ich verrückt nach Statistiken bin? ^^)


Ich kam jedenfalls am frühen Abend in Varberg an (Zeltplatz Apelviken), baute in aller Ruhe mein Zelt auf, hatte sogar noch Zeit vor Einbruch der Dunkelheit einkaufen zu gehen. Für alles andere war ich allerdings schon zu müde, das Duschen nahm ich mir für den nächsten Morgen vor. Ich aß noch ein bisschen was und schlief dann gleich ein.
Noch während des Einschlafens wachte ich von lautem Rascheln und Lärm draußen vorm Zelt auf. Ich dachte an Igel, die können wirklich einen tierischen Lärm machen und einen mächtig erschrecken. Sie schienen irgendwie zu versuchen in mein Zelt zu kommen, hatte dort im winzigen Vorzelt eine Tüte mit Müll liegen, Joghurtbecher etc. Ich nahm meine Taschenlampe und öffnete den Reißverschluss, um sie zu verscheuchen - und blickte direkt einem Fuchs in die Augen. o.O
Dass ich im ersten Moment starr vor Schreck war und Augen wie Untertassen hatte, muss ich wohl nicht extra erwähnen, oder? ^^ Ich hatte noch nie einen Fuchs von so Nahem gesehen. Er hatte meine Mülltüte bereits nach draußen gezerrt, der ganze Kram lag über die Wiese verstreut. *höm* Ich entschied mich den guten Herrn dann doch lieber mal machen zu lassen und machte den Reißverschluss langsam wieder zu...
Herrn H.'s lapidarer Kommentar: "Der hat viel mehr Angst vor dir als du vor ihm!" Ja nee is klar. Der gute Herr Fuchs hatte NULL Angst vor mir. Solche Statements kann man auch nur raushauen, wenn man sich noch nie im Halbschlaf einem scharfzahnigen Fuchs gegenüber gesehen hat. ^^ Und da hatte meine Familie Angst um mich, als ich im Wald gepennt hab... Im Wald traut sich im Normalfall kein wildes Tier an dich heran. Auf nem Campingplatz sind solche Tiere aber an Menschen gewöhnt und daran sich dort mal ne kleine kulinarische Abwechslung zum sonstigen Speiseplan holen zu können. Und Reineke Fuchs hatte an diesem Tag auch kein großes Entscheidungsproblem, da ich der einzige Camper dort war. (Und nein, Mr. Autumnsmile: natürlich gibt es KEIN Foto davon! Bin ich denn wahnsinnig??)

Tageskilometer: 124
insgesamt: 424

Zeit auf dem Rad: 6:56

Ø 17,8 km/h

23.9. // The Arrival

Noch ein kleiner Nachtrag in Sachen Fuchs.
Ich hab ja nun jede Nacht etwa 10 Stunden geschlafen. Da es von halb 8 bis etwa halb 7 eh dunkel war und man gar nichts anderes machen konnte. Und es war ja auch anstrengend. Ich bin in den Nächten aber immer mehrmals aufgewacht. Und so habe ich den werten Herrn in der Morgendämmerung noch mal gesehen. Whatever, da hab ich mich dann nicht mehr erschrocken. Morgens bin ich dann schön gemütlich duschen gegangen. Die haben dort richtig tolle Sanitäranlagen, alles ganz neu gemacht und so. Und da ich ja der einzige Camper war ;) , hab ich mich erdreistet eine Familiendusche zu besetzen für ne Stunde. Also praktisch ein Bad mit Toilette, Dusche, Waschbecken, Steckdose. War toll und richtig entspannend.
Jedenfalls kam ich zurück und wollte mir ein opulentes Frühstück richten, hatte von dem Einkauf am Tag zuvor ja noch kaum etwas verbraucht. Tja, nur leider fand ich die Tüte nicht mehr. Ich weiß nicht, ob das schon in der Nacht oder erst am Morgen passiert ist, als ich duschen war, aber Herr Fuchs hat mir meine komplette Fresstüte geklaut! Ich fand die leere Tüte und zerfetzte Verpackungen dann im Gebüsch. Schokolade, Brötchen, Frischkäse... Ich hoffe es hat geschmeckt! Nein so was... So musste ich meinen Kram ohne Frühstück zusammenpacken und dann erst mal zum nächsten Supermarkt fahren.


Das hat er alles vernichtet. 15€ für die Katz, äh ... für den Fuchs! Und Herr H. hat sich gekringelt vor Lachen. Skandalös.


Nun ja, die letzten Kilometer. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich von der Fahrt an sich an diesem Tag nicht mehr viel weiß, ich wollte nur noch ankommen. *höm* Bis Kungsbacka bin ich wieder dem Ginstleden gefolgt, der macht dann aber einen Knick nach Westen, durch Säro nach Billdal. Ich bin weiter nach Norden gefahren.






Nun hatte ich keine Karte von Göteborg. Ich habe gleich gesagt, dass wir uns nicht in der Stadt treffen können, weil ich niemals einen bestimmten Ort oder eine Straße finden würde. Herr H. schlug also vor sich bei Gunnebo Slott zu treffen, einer neoklassizistische Herrenhausanlage aus dem 18. Jahrhundert, inmitten von Parkanlagen, Wäldern und Wanderpfaden. Sie liegt außerhalb der Stadt, zwischen Mölndal und Mölnlycke. Ich hatte aufgrund meiner Karte eine vage Vorstellung von der Örtlichkeit. Ja, für solche Geschichten ist sie halt nicht besonders geeignet. Erst mal war ich auf der falschen Seite der Autobahn gelandet, die Richtung Stadt führt. Brauchte ewig, um einen Weg auf die andere Seite zu finden. Und so super war die restliche Beschilderung auch nicht. War dann zwar endlich im Kulturreservatet Gunnebo, konnte aber das Schloss nicht finden. Eine Karte dort vor Ort half mir dann aber mit der Orientierung und ich kam endlich an. :)


Ich musste noch etwas warten; das Objekt der Begierde kam direkt von der Arbeit und musste einmal durch ganz Göteborg radeln. Also, ich will mal ehrlich sein. Ich hatte bis zuletzt nicht damit gerechnet, dass er wirklich auftauchen würde. Das war alles so ... surreal. Wir schreiben seit 2 Jahren ein bisschen, hatten uns zuletzt auf dem WGT getroffen, aber das war ja nun auch schon wieder 4 Monate her und überhaupt. Ich fand den so dermaßen toll und dann sollte das tatsächlich klappen? 900km von zu Hause, mitten in der Pampa sollte dieser Typ tatsächlich vor mir stehen? Aber das tat er. Unglaublicherweise. Kam fröhlich angeradelt mit ner Tasche aufm Gepäckträger, sogar ne Isomatte hatte sich der Herr Campingfeind noch schnell zugelegt. Hach. Die ersten Stunden waren schon seltsam, ich war so durch den Wind, dass ich ihm kaum in die Augen kucken konnte, wie ein kleines Schulmädchen. ^^

Wir suchten uns eine Stelle zum Zeltaufschlagen, versteckt an einem See. Und nun ja, man erinnere sich: ich habe ein 1-Mann-Zelt, in dem ich mich kaum selbst umdrehen oder hinsetzen kann. Es war mir noch etwas schleierhaft, wie man da zu zweit drin schlafen können sollte. Aber ich sag mal so: ne Flasche deutscher Wodka hats gerichtet. :D Wir beiden Stadtkinder waren auch leider zu betrunken und/ oder zu blöd ein Lagerfeuer anzumachen, für den Versuch ging aber meine halbe Halland-Radweg-Broschüre drauf. Ein riesen Spaß. Die pikanten Details der Nacht werde ich jetzt hier nicht breit treten, aber irgendwie ging das da drin zu zweit, auch wenn für mein Gepäck kein Platz mehr war. ;)

Tageskilometer: 95
insgesamt: 519

Zeit auf dem Rad: 5:25

Ø 17,6km/h

24. - 26.9. // Days off. Welcome to Gothenburg.



Kommen wir nun also zum interessanten Teil. ^^

Wie schon erwähnt, es lag eine anstrengende Nacht hinter uns. Mein Gepäck, inklusive der Karten und Bücher, war über Nacht draußen etwas eingeweicht worden, aber ich habe dem Schweden in puncto Platz im Zelt dann doch mal den Vorrang gelassen. :D
Der Tag begann dann mit einem idyllischen Frühstück auf dem Bootssteg. So gegen ... äh ... 2 Uhr nachmittags glaube ich. ^^


Ich muss meine Worte mit Bedacht wählen, Herr H. freut sich nämlich jeden Tag auf einen neuen Eintrag. Wie sag ich das nur? Nun - hatte ich erwähnt, dass mir wahrscheinlich noch nie so ein toller Kerl begegnet ist? *sabber* (Ja, glaub mir das ruhig! :-* )




Ich bin eigentlich ganz locker an diese Geschichte rangegangen, trotz meiner eigenen emotionalen Vorgeschichte in Bezug auf ihn. Er hat mir nie irgendwelche Hoffnungen gemacht oder so und ich war seit 1,5 Jahren damit beschäftigt Gefühle zu unterdrücken. Also nahm ich diese Nacht als schön, aber unverbindlich hin. Absolut keine Gefahr für mein Herzchen. Hatte auch eigentlich damit gerechnet am nächsten Morgen meine Tour fortzusetzen. Er meinte allerdings, wenn ich noch Zeit hätte, ob ich vielleicht Lust hätte noch zu bleiben? Ja mei, warum nicht? Also blieb ich. Bis Sonntag Nachmittag. Das waren 2 Tage zuviel. Denn mit dem, was dann kam, hatte ich ehrlich nicht gerechnet.
Ich hatte ihn mir immer etwas anders vorgestellt. Aber das, was ich in diesen 3 Tagen kennenlernte, hat mich echt umgehauen. Dafür gibt es keine Worte. (Hab Herrn H. versprochen neue zu erfinden, bin da aber aufgrund chronischer Matschhirnigkeit und akuten Zeitmagels durch Dauerchatterei mit Schweden noch nicht weitergekommen.) Hab zum ersten Mal Sushi gegessen (durchaus wiederholbar!), ich wurde zum ersten Mal bekocht (Mädels, ihr habt was verpasst!), zum ersten Mal, zum ersten Mal...

Als ich Sonntag aufwachte, hatte ich schon dieses riesige Loch im Bauch. Ein schwarzes Loch, das alles um sich herum aufsaugt und dich von innen her auffrisst. Ein Gefühl zwischen Schmerz und - absoluter Gefühllosigkeit. Wir lagen nebeneinander, er in meinen Armen, und ich konnte nicht aufhören zu heulen. Ich wollte ihn nicht wecken und auch irgendwie einen Weg aus diesem Zustand heraus finden, also stand ich auf und widmete mich meiner Urlaubslektüre. Krampfhaft. Aber er wollte "keine Zeit mit schlafen verschwenden", solange ich da war. Sagte ich schon, dass er ein wahnsinnig lieber und warmherziger Mensch ist? Mit dem gleichen Zynismus und einer ähnlichen Verbittertheit wie ich. Aber der Tag war nicht mehr zu retten. Ich konnte nichts essen, mir war fürchterlich schlecht. Die Abreisevorbereitungen verliefen nahezu wortlos, weil ich nur mit viel Mühe meine Tränen zurückhalten konnte. Er hatte mir keine falschen Hoffnungen gemacht, er war froh gerade wieder auf dem Weg in die Freiheit und Selbstbestimmtheit zu sein, da wollte ich mich nicht wie ein liebeskrankes Barbiepüppchen aufführen.

Wir waren irgendwo mitten in Göteborg und er brachte mich noch zurück an die Stelle, von der aus ich mich wieder alleine zurechtfand. Ich hatte das Gefühl fast auseinander zu fallen. Meine Hülle war kurz davor zu zerbrechen. Ein Kuss, Machs gut, sein irgendwie trauriges Lächeln, er rechts, ich links lang. Hab versucht nicht den Verstand zu verlieren. Zusammenreißen. Fahren. Radweg. Fahren. Fahren.

Ich hatte vor einigen Jahren mal eine sehr schlimme Zeit. War wegen Depressionen in Behandlung und hatte lange damit zu kämpfen. Auch heute noch schlummert das in mir, bereit jederzeit wieder auszubrechen.
An diesem Tag kamen die Gefühle von damals wieder hoch in mir. Die Taubheit, das Gefühl innerlich zu zerreißen, als würdem einem die Innereien rausgerissen. Ich hatte diese ganze Geschichte kolossal unterschätzt. Ich hatte wirklich gedacht es würde mir nichts ausmachen. Ich hätte nie gedacht, dass er SO ist.
Ich fuhr eine Stunde ohne zu denken, ohne auf die Karte oder die Straße zu kucken, einfach denselben Weg wieder zurück, den ich gekommen war. Tränenblind. Schneller, immer schneller, um davonzufahren vor dieser Hölle, die hinter mir wartete. Ich wusste nicht mehr wohin mit mir. Innerlich ist alles abgestürzt. Der Urlaub machte keinen Sinn mehr, wer zur Hölle steht schon auf Schweden? Alles war mit einem Mal feindlich, grau, verschlossen. Ich war aus den falschen Gründen hierher gekommen und hatte es nicht gemerkt. Ich hatte mich selbst verarscht. Ich rief einen guten Freund an, aber helfen konnte der mir in dieser Situation natürlich nicht. Da konnte mir niemand helfen. Jeder Sinn war vergangen.
Ich brauchte etwas zum Schlafen, wollte mich nur noch verkriechen, nie wieder aufstehen müssen. Ich bin ins Bodenlose gefallen. Der Zeltplatz in Åsa: geschlossen. Varberg: viel zu weit weg. Habe die Nacht dann letztendlich in einem Vandrarhem verbracht, das mich noch mehr frustriert hat. Muffig und eng. Ich hatte tierische Kopfschmerzen und Hunger. Bin nochmal 10km gefahren, um einzukaufen. Nur Schokolade und anderes ekliges Zeug, ich wusste mir nicht anders zu helfen. Und ich hatte ja sowieso das Gefühl alles wieder rauskotzen zu müssen. Den Gefallen tat mir mein Magen dann aber doch nicht. Ich schlief nach ner Dosis Ibuprofen in einem knarzenden Hochbett, vergraben in meinem Schlafsack (die Decken dort waren viel zu dünn), inmitten von Keksen und Schoki. Gnädiger Schlaf. Habe vorher noch den Rest meines Urlaubsromans verschlungen, der natürlich - wie konnte es auch anders sein - in Göteborg spielt. Noch mehr Übelkeit.
Aber es wurde langsam besser. Ich habe mich noch bei ihm für die 3 schönen Tage bedankt, ganz aufrichtig, denn das waren sie ja wirklich. Für seine Worte hatte ich an dem Tag keinen Platz mehr in meinem Kopf; er hofft mich so bald wie möglich in Kassel besuchen zu können. Bitte? Genug leeres Gerede, ich bin müde.

Tageskilometer: 53
insgesamt: 572
Zeit auf dem Rad: 2:33
Ø 19,2km/h (!)


27.9. // Waterworld

Am Morgen gings mir etwas besser. Ich hatte noch mit meiner Schwester und Mr Autumnsmile telefoniert (auf die Telefonrechnung freue ich mich übrigens schon sehr), mein Kopf fühlte sich wieder normal an, mein Magen nach der Schokoladenorgie auch.
Es war ein bisschen wie nach nem K.O.-Schlag, nach einem Filmriss wieder auf die Beine zu kommen. Ich musste bis 11 Uhr aus dem Zimmer raus sein. Die Nacht hatte ein ganz schönes Loch in meine Urlaubskasse gerissen. Wenn man bedenkt, dass ich für die Zeltplätze nur etwa 100 SEK bezahlt habe und ansonsten draußen geschlafen hab... sind 280 schon ziemlich heftig. Egal, es musste weiter gehen, mir blieb ja schließlich nichts anderes übrig. Obwohl Sightseeing mir jetzt völlig absurd erschien.


Draußen lag ein verhangenes Schweden. Mein Herz blutete.


Ich entschied mich dafür auf einem der anderen ausgewiesenen Radwege in Halland zu fahren, dem Cykelspåret Hallands inland. Wenn man schon die Chance hat... Und große Lust auf endloses Kartenlesen und Streckenplanen hatte ich eh nicht. Bis Åsa verlaufen beide Radwege identisch, dann folgt der Ginstleden der Küstenlinie nach Süden, ich fuhr landeinwärts.


Ich war immer noch ein bisschen neben mir und verpennte ab und zu mal ne Abbiegung, aber im Großen und Ganzen kam ich gut zurecht. Zumindest mit der Streckenfindung. Die Strecke an sich... nun ja. Sehr bergig, extrem anstrengend. Okay, die wirklichen Mountainbiker werden sich totlachen über mich, aber ich bin ja nun kein Extremsportler und das Gewicht des Rades hat mich an diesem Tag ziemlich fertig gemacht. Ich hatte wirklich Panik, dass ich es nicht rechtzeitig zurück zur Fähre schaffe. Hab nur verhältnismäßig wenige Kilometer zurückgelegt.


Am See Fävren lag ein Boot im Wasser, der Bootssteg abgerissen, treibend, schlug immer wieder gegen den Rumpf. Genauso fühlte ich mich an diesem Tag: losgerissen, ohne Halt, ausgeliefert. Alle Fotos dieses Tages, die ich wie benebelt schoss, sind von Seen. Tiefes, schwarzes, unendliches Wasser. Darüber aufgetürmt ein zorniger Himmel.


Ich war gelandet in (verglichen mit der Küstenregion) dünn besiedeltem Gebiet. Keine größeren Orte, keine Menschen, es kam vor, dass ich ne Stunde gefahren bin ohne irgendwen zu sehen. Die Ortschaften wie ausgestorben. The middle of nowhere. Seen, dichte Wälder, keine Zeltplätze. Musste wohl oder über draußen schlafen. An diesem Tag hab ich bestimmt ne Stunde mit der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz verbracht. Hab idyllische Wiesen und lichte Wälder gefunden, die bei näherem Betrachten aber unter Wasser standen. Sumpfwälder. An diesem Tag kam ich mir wirklich vor wie in einem Horrorfilm. Die Natur, die dich nachts verschlingt, sobald du die Augen geschlossen hast. Moosboden, der sich auftut und dich verschluckt. Wurzeln stachliger Bäume, die dich in die Tiefe ziehen.
Es ist krass, wie sehr das Innere das Äußere verändert. Schweden wirkte komplett verändert. Feindlich. Verschlossen. Der Himmel war den ganzen Tag grau. Die Berge schienen wirklich gegen mich zu arbeiten. Die Seen, die weich eingebettet zwischen den Bäumen lagen, waren beängstigend schwarz. Die lang ersehnte Stille machte mir plötzlich Angst. Mitten in der Einöde lagen verlassene, verfallene Holzhütten, Hexenhäuschen aus einem Märchenfilm für Erwachsene, Greta im Horrormärchenwald. Ich hätte alles dafür gegeben an diesem Tag auf nem voll besetzten Campingplatz schlafen zu können.
Statt dessen wurde es dunkel und ich hatte immer noch nichts Passendes gefunden. So schlug ich mein Lager letztendlich in einem fürchterlich dunklen Wald auf. Unendlich hohe Bäume, nasser Moosboden. So, nun war es wohl soweit, ich würde mir zum ersten Mal auf der Tour nachts vor Angst einmachen. Spitze.


Mal ne amtliche Erkenntnis über mich selbst: Ich bin zwar gerne für mich, aber ich mag es, wenn spürbar Menschen um mich herum sind, sie sollen mich nur in Ruhe lassen. Ich liebe Großstadtgeräusche, kann bei jedem Straßenlärm schlafen, und ich liebe die Anonymität. Ich habe 2,5 Jahre in nem Dorf gewohnt und schlimmer gehts echt gar nicht. Mag sein, dass sich das im Lauf des Lebens wieder ändert, aber momentan ist es eben so. Ich wusste das zwar irgendwie vorher schon, aber hier hatte ich nun den eindeutigen, schwedisch-manifestierten Beweis.

Mir fällt jetzt auf, wie ich so erneut im Tourtagebuch blätter, dass ich an den Tagen schon wieder ziemlich tief in nem Loch gesteckt habe. So gewisse Dinge kamen in meinem Köpfchen gar nicht an, wie z.B. die Schweden-SMS am Abend zuvor. Ich saß da unten im Dunkeln und konnte beim besten Willen kein Licht sehen. An diesem Tag ging es schon wieder ein bisschen besser. Und als ich dann bibbernd in meinem kleinen Zeltchen lag: ein Geschenk des Himmels. Er vermisst mich. Hö? Was?? *ungläubig blinzl* Nein, er glaubt nicht, dass ich mir einpinkeln werde, schließlich sei ich "awsome and east-german and strong ;) ". Äh ... ja. Er wünschte er wäre mit mir in diesem dunklen, furchteinflößenden Wald. Nun, nur dass er dann gar nicht mehr furchteinflößend wäre... Aber so richtig glauben konnte ich das nicht. Ich hab schon so viel leeres Gelaber gehört...

Tageskilometer: 72
insgesamt: 640

Zeit auf dem Rad: 4:29

Ø 16,1 km/h
28.9. // Spiegelsee

Okay, eingemacht hatte ich mir in dieser Nacht nicht. Aber ich hab gefroren wie verrückt. Das Thermometer war mir kaputt gegangen, aber verglichen mit der nächsten Nacht (hatte mir dann ein neues gekauft), dürfte das locker Bodenfrost gewesen sein. Ich hatte ALLES an Klamotten an, was ich mithatte, inklusive sämtlicher dreckiger Socken, die Kapuzen aller Oberteile und Jacken über den Kopf gezogen, Mütze und Handschuhe, Hände zwischen den Knien, den Kopf im Schlafsack. Hab mit der Atemluft versucht den Schlafsack aufzuwärmen. Da überlegt man sich wirklich sehr genau, ob man mitten in der Nacht pinkeln geht. Ich hab mich dagegen entschieden. Lieber Schmerz als Kälte.

mein Schlafplatz *brrr*


Bin recht früh aufgestanden, um schnell wieder in den Sattel zu kommen und warm zu werden. Als ich mit eiskalten Fingern meine Sachen zusammenpackte, kam ein Reh aus dem Wald, erschreckte sich wie verrückt und rannte panisch ins Unterholz zurück, was mich wiederum fürchterlich erschreckte. Hach, und Eichhörnchen turnten um mich rum! In meinem nächsten Leben will ich ein Eichhörnchen sein. :) Die sind ja so toll. Der buschige Schwanz genauso lang wie der Körper, und diese weichen, wellenartigen Bewegungen, wenn sie rennen! Hab diese hübschen Tiere noch nie von so Nahem gesehen.


Unten auf der Straße schien die Sonne durch die Bäume. Ich hatte viel vor.
Ich war nur etwa einen Kilometer von Ullared entfernt gewesen, dort hätte ich vielleicht sogar auf dem Zeltplatz schlafen können. Ich hab nicht nachgesehen, ob er offen hatte, diese Frustration wollte ich mir ersparen. Damned.


Ich fuhr viel auf Waldwegen an diesem Tag. Meine erste Frühstückspause verbrachte ich auf einer kleinen Brücke über einem Bach, zwar in der Sonne, aber es war immer noch schweinekalt. Es gab Brötchen ("Polarkraft", ich liebe es ^^ ), Köttbullar, Rote-Bete-Salat (die haben aber auch tollen Kram, diese Schweden *seufz*).

Kurz vor Torup eine Premiere: Övregård, mein erstes Gräberfeld! ^^


Es entstand in der Eisenzeit und ist eines der größten in ganz Halland.

Gegen 13 Uhr hatte ich endlich Torup, den nächstgrößeren Ort mit nem Café, erreicht. Dieser Koffeinkick war göttlich. Zum Kaffeekochen war es an dem Morgen nämlich viel zu kalt gewesen. Hatte ich übrigens schon erwähnt, dass ich seit dem 4. Tag meiner Tour Lähmungserscheinungen in der rechten Hand habe? Ich habe kein Gefühl mehr in den Fingerspitzen von Ring- und kleinem Finger, fühlt sich an wie eingeschlafen. Und auch die Koordination der kompletten Hand haut irgendwie nicht mehr richtig hin. Reißverschluss schließen, Feuerzeug anmachen, Schrauben anziehen, SMS schreiben - das hab ich dann alles mit der linken Hand gemacht. Es ist zwar besser geworden mittlerweile, aber immer noch nicht weg. Nennt sich "Radfahrerlähmung" und kommt durch die Handhaltung am Lenker. Soll angeblich von allein wieder weggehen, aber mittlerweile hab ich das ja schon mehr als nen Monat. Is halt schlecht, wenn man im Handwerk arbeitet. Hm.
Jedenfalls verhinderten Kälte und rechte Hand das Kaffeekochen auf dem Gaskocher. Umso befriedigender war diese Kaffeepause dort. Obwohl es ein Akt war die Tasse kleckerfrei zum Mund zu bekommen.

Die einzigartige Stille im Hallander Inland gab mir viel Zeit zum Nachdenken über meine Gefühlssituation und die 3 Tage im Paradies. Jaja kitschig, ich weiß. Ich hatte ja vorher etwas Angst, dieses ganze Englisch und so. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich mich viel über Sprache definiere. Über die Art, wie ich rede und was ich sage. Ich hatte Angst, dass das alles in der Übersetzung verloren gehen würde. Aber entgegen meiner Erwartungen habe ich es geschafft das zu übertragen. Nach dem ersten Tag war es völlig okay, dass schon der erste Satz morgens englisch war. Es waren wunderbare dreisprachige Tage.

Ich hatte an diesem Tag mit nem halben Auge auf Knäred geschielt. Draußen schien die Sonne. Oh lovely Sweden, you got me. Also weiter.

Ich kam bei Mästocka durch eine einzigartige, geschützte Heidelandschaft, Heidekraut und Ginster. Nur Minuten später ein wunderschöner See in stiller Nachmittagssonne.


Bis Knäred kam ich nicht. Ich hatte eine wirklich ordentlich Strecke zurück gelegt, in Simlångsdalen noch mal eingekauft, und war in direktem Anflug auf Knäred und den dort befindlichen Zeltplatz. Aber etwa 2km davor kam ich an einem faszinierenden, spiegelglatten See vorbei, der zwischen Bäumen eingebettet lag.


Ich war so überwältigt, dass ich sofort beschloss dort zu bleiben. Ich schlug mich schnell ins Unterholz und baute mein Zelt auf. Bis es dunkel wurde, lief ich um den See herum und machte Fotos. Dann saß ich noch lange am Ufer, kochte Nudeln auf meinem kleinen Kocher und genoss diese unglaubliche Aussicht.
Es war wieder wahnsinnig kalt. Jetzt hatte ich noch 4 Tage für Skåne, durch Halland war ich ja so gut wie durch. Ich überlegte noch ein bisschen Richtung Osten und dann entlang der Küste zurück zu fahren. Jedenfalls brauchte ich für die nächste Nacht wieder nen Zeltplatz, der Handyakku war so gut wie tot.

Tageskilometer: 119
insgesamt: 749

Zeit auf dem Rad: 7:09

Ø 16,6 km/h

29.9. // Eisfotos

Schon um 7 Uhr gings los, raus aus den Federn. Es war wieder IRRSINNIG kalt. Noch dazu hab ich in der Nacht meine Tage bekommen. Einfach grandios.

Am Morgen lag Nebel über dem See, einfach faszinierend. Musste noch eine kleine Fototour machen.


Kaffee kochen war aufgrund der Kälte nicht drin. Dann gings los, zum ersten Mal mit dicken Handschuhen. Trotzdem habe ich mir die ersten zwei Stunden fast die Extremitäten abgefroren. Mein Plan war so schnell wie möglich ins nächste Café zu kommen, um mich mit einer ordentlichen Koffeininfusion auf die richtige Spur zu bringen. Aber natürlich gabs dort im gesamten Umkreis nichts dergleichen. Musste dafür bis nach Örkelljunga fahren, 30km. Dort wollte ichs mir dann gut gehen lassen mit anbetungswürdigem Kaffee und Kuchen, aber mit meiner Hand war es fast unmöglich unfallfrei zu essen. Immerhin war es inzwischen warm genug.


Auf dem Weg dahin habe ich bei eisigen Temperaturen eine reifbedeckte Wiese fotografiert. Dieser Anblick hat mich die Kälte völlig vergessen lassen. Ich will ja nicht kitschig klingen, aber die Natur bringt einfach absolute Perfektion und Schönheit hervor.


Ich hatte an diesem Tag in etwa Höör angepeilt, dort gab es laut Campingführer einen ganzjährig offenen Zeltplatz. Ich musste unbedingt Akku laden. Von dort aus weiter Richtung Kristianstad, Ystad, Åhus. So der Plan.


Nach Kaffee und Routenplanung entschied ich mich ein weiteres Steingrab bei Munka-Ljungby zu besichtigen und dann gemütlich weiterzufahren.


Danach war es etwa 3 und auf einmal fand ich die Vorstellung recht verlockend, mal ohne Stress Zelt aufzubauen, zu duschen und im Hellen zu kochen. Also los zum nächsten Zeltplatz in Klippan, ich musste ja jetzt keine Strecke mehr schaffen. Der war natürlich schon zu, aber ich musste da eh dran vorbei. Der nächste: in Ljungbyhed. Ich hab ewig gesucht, am Ende war das ein winziger Platz mit unbesetzter Rezeption und anscheinend nur für Wohnwagen. Nun wurde es schon wieder kritisch mit der Zeit, etwas, das ich an diesem Tag eigentlich vermeiden wollte. Eine Alternative hatte ich noch, in Röstånga. Kam völlig fertig um 7 dort an. Rezeptionszeiten: 8:00 bis 10:00??? Na super. Es hing aber ein Zettel an der Tür, wen man außerhalb der Öffnungszeiten käme, solle man sich einfach auf den Platz stellen und dann am nächsten Tag einchecken. Ich war total am Ende und hab es einfach gut sein lassen. Auch hier war ich wieder die einzige mit Zelt.
Die Duschen dort waren alle abgeschlossen, den Schlüssel hätte man wohl beim Einchecken bekommen, also wurde das mit der Körperpflege wieder nichts. Ich machte ein bisschen Katzenwäsche im Waschbecken auf der Toilette, das Handy hing an einer Steckdose in der Gemeinschaftsküche. Immerhin. Gekocht wurde wieder im Dunkeln. Es gab eine Pilzpfanne zum Abendbrot, selbstgesammelt auf gut 100km in Skåne. Superlecker! Nur Pilze, mit Zwiebeln in Butter angebraten, ein bisschen Sahne, dazu Brot. Was braucht es mehr. Am nächsten Morgen wollte ich mal ausschlafen.

Mit Herrn H. war ich mittlerweile an dem Punkt angelangt: "Ja, ich mag dich ja auch total - aber wie zur Hölle sollte das funktionieren??" Gute Frage. Aber schon diese wenigen Äußerungen haben es geschafft Stromstöße durch meinen Körper zu jagen.

Tageskilometer: 112
insgesamt: 871

Zeit auf dem Rad: 6:40

Ø 16,8 km/h

30.9. // Skåne is hell on earth.

Was für ein super-frustrierender Tag. Absolut am Ziel vorbei.
Aber der Reihe nach.


Ich hab morgens wirklich nen Ruhigen gemacht, mit meiner Schwester telefoniert, ordentlich gefrühstückt und hatte null Stress. Ein leckerer Start in den Tag mit der Pilzpfanne vom Tag davor.


Ich hab den Zeltplatz am Ende natürlich bezahlt, aber da ich die Duschen ja nicht genutzt hatte, musste ich nur 100 SEK abdrücken. Bin also ganz gemütlich losgeradelt. Was im Nachhinein vielleicht ein Fehler war. Ich bin Richtung Höör gefahren, am Ringsjön vorbei, in Richtung einer Steingrabanlage bei Nunnäs. Am Fuß der Bäume wurde Rast gemacht.


Der Wind pfiff nun doch schon ganz schön heftig, im Schatten wurde es schnell kühl.

Von dort wollte ich ja eigentlich weiter nach Kristianstad und noch ein bisschen die Küste entlangfahren. Daraus wurde nichts. Hinter Hörby haben einfach meine Muskeln dicht gemacht. Rien ne va plus. Meine Beine wollten mich keinen Meter mehr vorwärts bewegen. Ich stand in diesem scheiß Skåne, auf einem scheiß Acker, über den ein unfreundlicher Wind fegte, und kam nicht mehr voran.


(Dagegen wirkt das Plakat, das mir 2 Wochen später bei meinem IKEA-Besuch in Kassel auffiel, wie blanker Hohn:


Nee Leute. Fuck Skåne.)

Es lag nicht an Übermüdung oder zu wenig zu Essen, es war einfach Feierabend. Der nächste Zeltplatz Äonen entfernt. Musste radikal umplanen, die Küstentour war gestorben. In Sjöbo gabs den nächsten ganzjährig offenen Platz. Hab mich also bis dort hin gequält. Ich wusste ja auch gar nicht, was ich sonst machen sollte, diese Oberschenkeltotalverweigerung war mir ein völliges Rätsel. Es hat ewig gedauert, bis ich die Stadt endlich erreicht hatte, es war schon nach 7. Und ich konnte den Zeltplatz einfach nicht finden. Kein Hinweis, nichts. Ich war völlig am Ende. Ich geriet dann im Dunkeln auch noch auf ne Fernverkehrsstraße, ich glaub ich hab einfach nur noch geheult. Das war der erste (und einzige) Tag, an dem ich das Ziel völlig verfehlt hatte, an dem sich im letzten Moment nicht doch noch was ergeben hatte. Ich konnte auf dieser Straße auch nicht umdrehen, weil sie eine Leitplanke in der Mitte hatte. Ja nun. Mir blieb nichts anderes übrig, als rechts über die Leitplanke zu klettern, das Gepäck vom Rad zu hieven und mich neben in der Straße in ein lichtes Wäldchen zu schlagen. Das Rad wurde im Gebüsch versteckt. Ich war so irrsinnig sauer... Auf mich selbst natürlich. Ich hatte am Tag noch Lebensmittel zum Kochen eingekauft, aber ich war so wütend, dass ich nicht mal mehr darauf Lust hatte. Ich baute im Dunkeln mein Zelt auf, dummerweise auch noch auf unebener Fläche, sodass ich die ganze Nacht fluchend nach links rollte und mir am Ende alles weh tat. Ich stopfte mir wütend ne Packung cremegefüllte Schokomuffins rein und schlief sofort ein. Auch das herzzerreißende Foto vom kränklichen Herrn H. und seinem Kater konnte mich nicht wirklich aufmuntern.
Was für ein beschissener Tag.

Tageskilometer: 94
insgesamt: 965

Zeit auf dem Rad: 5:41

Ø 16,6 km/h

1.10. // Zurück in die Zivilisation

Es ist Oktober.
Herr H. hatte Fieber und musste seine Arbeit absagen.
Am nächsten Tag ging meine Fähre zurück nach Deutschland.

Und das war gut so. Ich hatte die Schnauze voll vom draußen pennen, jeden Abend um einen Schlafplatz zu kämpfen und am nächsten Morgen völlig erledigt und mit Rückenschmerzen aufzuwachen. (Jede Nacht 10 Stunden Schlaf auf nackter Erde killen auch den robustesten Rücken, die Isomatte polstert nicht.) Andererseits waren es unbeschreiblich schöne Tage. Ich hatte so viel gesehen, gerochen, gehört. Gelernt. Gefunden. Ich fühlte mich zu Hause, ich mochte nicht aus Schweden weg. Ein Gefühlszwiespalt. Und es sah wohl so aus, als würde ich nicht nur ein kleines Souvenir mit nach Hause nehmen. Was hätte ich dafür gegeben jeden Morgen neben diesem Lächeln aufwachen zu können.

Wenigstens war ich an diesem Morgen besser drauf. Hopste mit meinem Musikplayer durchs Gebüsch, improvisierte Choreographien zu Robyn, Editors und Kent. Ich wollte aber schnellstmöglich zurück aufs Rad, nicht noch mal den gleichen Fehler wie am Tag davor machen.
Bis Trelleborg gab es keinen verfügbaren Zeltplatz mehr für mich. Ich versuchte mich innerlich mit einem Vandrarhem zu arrangieren. Ich musste vor der Überfahrt auf jeden Fall duschen, ich stank wie ein Iltis. Es ist auf jeden Fall ein Vorteil des Alleinreisens, dass niemand sonst deinen Geruch oder den deiner Schuhe nachts im Zelt ertragen muss. ;)


Ich orientierte mich in Richtung Kåseberga, dort befindet sich die größte "Schiffssetzung" Schwedens: Ales Stenar. Schon nach 2 Stunden und nur 22km war ich wieder am Ende. Es war kalt, der Himmel verhangen. Mein sehnlichster Gedanke galt einem weichen Bett mit vielen warmen Decken und Kissen und der Möglichkeit auszuschlafen.


Aber ich schaffte es bis in den kleinen Ort. Die oval angeordneten Steine hoch oben auf der Klippe sind schon imposant. Aber obwohl es Oktober war und der ganze Touristenverkehr schon eingemottet wurde, waren dort immer noch viel zu viele Menschen für meinen Geschmack. Nicht auszudenken wie es dort im Sommer zugehen muss. Nein, meine bevorzugte Reisejahreszeit ist und bleibt der Herbst.


Ich wollte bis nach Ystad kommen und mir dann halt ein Vandrarhem suchen, nützte ja alles nichts. Irgendwas mit Dusche und Steckdose. Mein Hintern war wund von zu viel Rad und zu wenig Hygiene. Kurz vor Ystad folgte ich aber einem Schild, das mir ein günstiges Zimmer versprach. Nach 3km erreichte ich den Fredriksbergs Kursgård, ein obskures.. ja, was eigentlich? Landhotel, Campinggelände, dahinter dezent muffige Sommerbungalows. Mir war alles egal. Ich weiß gar nicht mehr, was ich dafür gezahlt habe, es war jedenfalls viel. Dafür hatte ich aber ein Häuschen für mich alleine - und ich konnte duschen!! Ich entledigte mich quasi sofort meiner müffelnden Kleidung und stellte mich ne halbe Stunde unters heiße Wasser. Herrlich. Danach wurden alle Klamotten von Hand durchgewaschen. Den Rest des Abends verbrachte ich mit Essen kochen und in Unterwäsche durchs Zimmer zu hüpfen. Ein unbeschreibliches Gefühl endlich diese stinkende Hülle los zu sein, die Zivilisation hatte mich wieder.

Tageskilometer: 79
insgesamt: 1045

Zeit auf dem Rad: 4:50

Ø 16,4 km/h

2. + 3.10. // Der Kreis schließt sich

Der letzte Tag.
Ich stand ohne Wehmut auf. Die Nacht war verdammt gemütlich gewesen und ich freute mich schon irgendwie wieder auf mein eigenes Bett. Das Wetter draußen: grau in grau. Egal, nicht wichtig. :)

Ich packte in aller Ruhe zum letzten Mal meine Taschen, machte Frühstück, gammelte noch ein bisschen rum (4 eigene Wände und Heizung können ziemlich verlockend sein) und schwang mich schlussendlich aufs Rad. Die letzten Kilometer.


Erst einmal wollte ich nach Ystad fahren, vielleicht einen Kaffee trinken, aber auf alle Fälle noch Postkarten schreiben. Das war sowieso ne ganze komische Sache.
Ich hatte mir wirklich vorgenommen Karten an ne ganze Reihe Leute zu verschicken. Dummerweise gab es nirgends welche, wo ich hingefahren bin. Große Orte habe ich immer gemieden, ich hab ja eher die Natur gesucht. Und die Orte, die touristisch interessant waren, Ales Stenar zum Beispiel, haben sicher im Sommer auch solchen Touri-Kram im Angebot, aber in dieser Jahreszeit? Hatte also große Probleme überhaupt Karten aufzutreiben.
Ein weiterer Grund, warum ich selten durch größere Orte gefahren bin bzw. warum ich es vermieden habe dort einzukaufen: ich konnte mein Gepäck ja nun nicht komplett mit in den Supermarkt reinnehmen. Wenn man zu zweit unterwegs ist, kann ja immer einer draußen bleiben und auf die Räder aufpassen. Ich musste mir was anderes überlegen. Zuerst einmal lebe ich in dem (eventuellen Irr-) Glauben, dass in kleinen Orten weniger geklaut wird. Dass da die Hemmschwelle größer ist, weil man ja jeden kennt. Idiotisch, mag sein. Vor allem, weil mein Rad ja geradezu "Tourist!!" schreit. Trotzdem, irgendwas muss man sich ja einreden, um sich zu beruhigen. Die Lenkertasche mit den wichtigen Dingen (Handy, Fahrkarten etc.) und die Kamera hab ich natürlich immer mitgenommen. Die beiden Taschen hab ich am Rad angeschlossen. Wer klaut schon ein sackschweres Rad? Das Rad selbst wurde natürlich auch noch mal angeschlossen und über Schlafsack und Zelt hab ich mir verboten nachzudenken. Sonst wär ich in meinem Urlaub verhungert. Hat aber alles super geklappt. In Trelleborg war ich am Ende noch mal einkaufen, da war mir dann schon ziemlich mulmig und ich hab mich ziemlich beeilt. Obwohl das im deutschen Vergleich ja nun auch keine große Stadt ist, aber für schwedische Verhältnisse schon.

Ich schweife ab.
Mein Hintern war hoffnungslos wund, der wollte nicht zurück aufs Rad. Gegen halb 12 saß ich in einem hübschen Café in Ystad, mit Blick auf die St.-Marien-Kirche. Ich hatte tatsächlich noch einige Postkarten aufgetrieben und schrieb nun, während ich göttlichen Kaffee und eine Zimtschnecke genoss. Ich beschloss der Kirche hinterher noch einen kurzen Besuch abzustatten. Ein bisschen Kultur auf den letzten Drücker konnte ja nicht schaden. Ystad ist wirklich ne niedliche kleine Stadt. Durch das Wetter wurde es aber nicht einladender. Und ich bin eh nicht so der Typ für Sightseeing. Ich find Kirchen an und für sich ja toll, die Ruhe, die Akustik und alles (obwohl ich nicht religiös bin oder so), aber da endlos durchzulaufen und mir Schnitzereien von was-weiß-ich-wann anzukucken - nee, lieber nicht. Ich möchte einen Ort, ein Land, eine andere Kultur erleben und mir nicht dort Gebäude ankucken. Ich möchte durch Straßen gehen und einen Eindruck bekommen, aber wie gesagt, das Wetter war an diesem Tag nicht dafür gemacht.

So bin ich dann trotzdem noch mal kurz in die Kirche rübergehopst - und hatte ungeheures Glück. 15 Minuten später sollte dort ein mittelalterliches Vokalkonzert beginnen. Ich mag sowas ja, also beschloss ich, dass ich noch genug Zeit hatte und blieb.
Außer mir waren eher ältere Leute da. Das Konzert war unglaublich. Chim con brio, 8 Sänger in mittelalterlichen Gewändern, die die Kirche zum Vibrieren brachten. Die Akustik war einzigartig. Die Stimmen füllten den ganzen Raum, schienen überall zu sein. Ich saß mit geschlossenen Augen da und bekam Gänsehaut. Es war so wunderschön, ich hatte wirklich Tränen in den Augen. Was für ein Abschluss dieser zwei Wochen. Sowas ist nicht planbar, dafür muss man sich auf eine Reise einlassen.
(Hörprobe gefällig?)


Ich suchte den Weg heraus aus der Stadt und folgte der Straße der Küste entlang. Das war am Ende noch mal ein sehr entspanntes Stück Weg. Immer das Meer linkerhand, herrlich. Befreiend. Auf diesen letzten Kilometern hab ich noch mal unglaublich viele Bilder gemacht.





Immer mal wieder Abstecher nach links an den Strand. Im Wind stehen, die Luft atmen. Ich war in Smygehuk, dem südlichsten Punkt Schwedens und wurde ordentlich nass, ich als doofer Touri hatte die Wellen unterschätzt. ;) Aber dem Meer kann ich nicht böse sein.


Ich war viel zu früh zurück in Trelleborg. Hatte noch endlose Wartestunden vor mir. Bin erstmal einkaufen gegangen, soviel ich tragen konnte. Wollte ein Stückchen Schweden mit heim nehmen. U. a. ne 1kg-Köttbullar-Packung. ^^ Von nüscht kommt schließlich nüscht. Dann hab ich mir ne Pizza geholt und beschlossen den Rest der Zeit zu lesen, obwohl die Temperaturen eisig waren und der Wind extrem. Mir hats den Belag von der Pizza geweht. Yeah, Schinkenstreifen im Haar. :D (Da ahnte ich schon wie die Fahrt verlaufen würde...) Mir fiel dann aber Gott sei Dank ein, dass die Fährlinie eine Art Wartehalle hat. Dort hab ich die letzten Stunden verbracht und nen Kerl aus Rostock kennen gelernt, der bei diesen Überfahrten etwas mehr Routine hat als ich.

Dann wieder aufs Schiff. Schweden wurde kleiner und kleiner. Mir hats fast das Herz zerrissen. Aber - ich schrieb die ganze Zeit mit dem besten, das ich aus diesem Land mitgenommen hatte. Ich wollte nicht weg, es tat weh zu gehen und zu wissen, dass man am Ende wieder in Deutschland landet. Aber ich wusste schon in diesem Moment: ich würde wieder zurück kommen. Und es würde nicht lange dauern.
Der Seegang war mörderisch, es war (mir) unmöglich meinen Kaffee kleckerfrei zum Tisch zu bekommen. Ich spürte zum ersten Mal, warum Menschen seekrank werden. Aber zum Einschlafen war das Schaukeln schön. Diesmal war anscheinend mehrere Schulklassen an Bord, das Geschrei kam gegen meine Müdigkeit aber irgendwann nicht mehr an.

Um 6 legten wir in Rostock an. Noch ein kurzes Tschüß, dann fuhr ich die Rampe runter - und mein Urlaub war endgültig vorbei. Auf die erste S-Bahn musste ich anderthalb Stunden warten. Man merkte sofort, dass man wieder in Deutschland war: Der Lokführer reagierte auf mein fröhliches "Guten Morgen!" nur mit einem irritierten Blick. *seufz* Nun denn.
Rostock Hauptbahnhof hatte einen bereits geöffneten Buchladen und ich gönnte mir den aktuellen Roman meines schwedischen Lieblingsschriftstellers. Ich verbrachte so ziemlich den ganzen Rest des Tages in diversen Zügen. In Gera holte ich noch schnell meine Katze ab. Sie war extrem perplex mich wiederzusehen, das konnte sie überhaupt nicht einordnen. Anscheinend hatte sie sich wirklich schon damit abgefunden, dass ich tot bin. Abends halb 11 kamen wir beide aber endlich zu Hause an.

Was bleibt nun?

Würde ich diese Tour wieder machen?
Eine ganz einfache Antwort: ja. Diese Tour war eine der besten Sachen, die ich je gemacht habe. in zwei Wochen das komplette Gefühlspektrum einmal rauf und wieder runter. Vor allem in det zweiten Woche hab ich die Strecke richtig genossen. Wenn man sich auf so etwas einlässt, kann man die tollsten Sachen erleben. Man muss sicherlich ein bisschen was ertragen können, es ist nicht umsonst Trekking und keine geführte Busreise. Nicht immer läuft alles reibungslos und schmerzfrei, man muss improvisieren können. Und wissen, dass man sich auf sich selbst verlassen kann, auch wenn das jetzt erst mal blöd klingt. Ich würde jedenfalls nicht anfangen mit GPS durch die Gegend zu fahren. Zum Trekking gehören für mich die guten alten Karten. Und wenn man einmal gelernt hat damit umzugehen, ist das auch kein Problem mehr. In Schweden geht man nicht verloren.
Und obwohl ich über 1100 km gefahren bin: ich habe nur ein winziges Stück von diesem Land gesehen. Nur ein kleiner Einblick. Wenn man sich das hier mal auf der Karte ankuckt, ist es echt erschreckend.
Ich würd jederzeit wieder allein losfahren, obwohl es sicher zu zweit auch Spaß machen kann. Dafür muss man aber die richtige Person finden, sonst wird der Trip nur nervig. Also, mal sehn was ich nächsten Herbst so mache. Vielleicht ist es dann aber ja gar nicht mehr nötig Urlaub in Schweden zu machen. ;)

insgesamt: 1115 km
Die Ausrüstung

Kleiner Einschub. (Ja, auf die Fotos des begehrten männlichen Wesens dürft ihr noch etwas warten. ^^) Es könnte etwas langweilig werden für diejenigen, die nicht selber so ne Tour anstreben. Dann einfach auf den nächsten Eintrag warten. ;)

Das meiste meiner Ausrüstung hab ich mir ja neu zugelegt. Es ging natürlich darum nur das Notwendigste mitzunehmen. Es musste funktional, klein und leicht sein.

Beginnen wir mit der Behausung.
Ich habe nach einem kleinen, leichten Zelt gesucht, das leicht aufzubauen ist. Es sollte nicht mehr als 100€ kosten. Letztendlich fiel meine Wahl auf das Coleman Craz X. Aluminiumgestänge, für 1 Person, 15 x 44 cm (mir wollte irgendwie keiner glauben, dass mein Zelt verpackt kleiner ist als mein Schlafsack ^^), 1,65kg. Die Liegefläche ist mit 100cm auch super, mein Gepäck hat gut reingepasst, und ich hatte trotzdem noch Platz. Es ist gerade hoch genug zum Sitzen. Es hat wirklich alles gehalten, was es versprochen hat. Der Aufbau hat 5 Minuten gedauert. Und das geht auch im Regen und im Dunkeln. Richtig toll. Das Ding geb ich nicht mehr her. :)
Dieses Modell von Wolfskin hab ich Gott sei Dank nicht gekauft. Ich hab in Helsingborg jemanden damit gesehen und es ist wirklich WINZIG, sitzen is da nich. Ist ne tolle Idee, dass man in sternklaren Nächten die Außenplane beiseite rollen kann, aber nee, da habe ich den paar Zentimetern mehr Platz den Vorrang gegeben.
Auch der Shop, in dem ich das bestellt habe, ist übrigens klasse. Sehr freundlich, guter Service, schnelle Lieferung, top Preise. Da hab ich Anfang des Jahres auch das 6-Personen-Zelt fürs WGT gekauft.
Dann ne ganz einfache Isomatte aus Polyethylen. Ich hatte die 50cm breite Version. Hatte Zelt, Schlafsack und Matte immer quer hinten auf dem Gepäckträger und da hab ich die schmalste bevorzugt.
Der Schlafsack. Ich hatte mich informiert, dass in meinem Urlaubsgebiet im Oktober nachts durchschnittlich 5°C herrschen. Ich habe also nach einem Schlafsack gesucht, der das gut aushält. Die Wahl ist auf den Meru Nevada gefallen, der eine Comfort-Temperatur von 0°C hat. Vernünftiger Preis, gutes Packmaß (39 x 22 cm), schön leicht (700g). War sehr zufrieden mit dem Ding. Im Urlaub hab ich dann auf der Innenseite gelesen, dass jedes Mal waschen die Isolierleistung des Schlafsacks verringert, weshalb man sich am besten ein Inlet besorgt, dass auch die Wärmekapazität noch mal steigert. Und so ein Inlet ist problemlos zu waschen. Werd ich mir für die nächste Tour besorgen. Hab in Schweden nämlich schon nen Schokokeks im Schlafsack verteilt, weil ich so fertig war, dass ich beim Essen eingeschlafen bin. *augenroll*

Die Fahrradtaschen.
Eine leichte Trekkingtour hab ich ja 2007 schon mit meinem damaligen Freund gemacht. Da hatten wir uns aus Unwissenheit für eine günstige Variante entschieden, was wir beim zweiten Schlagloch schon bereut haben. Da brach nämlich die Aufhängung ab. Das sollte mir nicht noch mal passieren und ich entschied mich für Qualität. Es gibt da anscheinend einige Anbieter, die sich von der Qualität her kaum unterscheiden, ich habe am Ende Taschen von Ortlieb gekauft. Hab lange im Netz nach der günstigsten Variante gesucht. Von diesen Dingern bin ich total begeistert. Ich bin nicht gerade zimperlich mit ihnen umgegangen, aber die sind nicht totzukriegen. Respekt. Ihren Preis sind sie mehr als wert.
Mein Modell: Back Roller City, 2 mal. Insgesamt 40 Liter Fassungsvermögen. Ich bin damit eigentlich sehr gut hingekommen. Was an diesem Modell nicht so toll ist, das hab ich aber erst nach dem Bestellen gemerkt: es gibt keinen Schultertragegurt. Da hätte ich dann doch den Back Roller Classic kaufen müssen. Aber ich habe mir noch zu Hause einen Gurt improvisiert und eigentlich musste ich die Taschen auch nicht großartig durch die Gegend tragen. Das Befestigungssystem muss man einmal mit Werkzeug einstellen, später lassen sich die Taschen mit einem Handgriff an- und abnehmen. Wirklich toll, da wackelt nichts, auch wenn man das Rad im 45°-Winkel in den Zug hebt, das Gepäck bleibt wo es bleiben soll. Hat mich schwer beeindruckt.
Ich hatte noch eine Kartentasche für den Lenker, da war mir die Qualität aber nicht so wichtig. Da hinein kamen Sachen, die während der Fahrt wichtig sind; Karten, Stift, Kompass, was kleines zu essen, solche Sachen eben. Oben drauf eine Kunststofftasche, um immer ein Auge auf der Karte zu haben.

Und so generell will ich nur mal sagen: wenn ihr vorhabt so ne Tour zu machen, kauft was Anständiges! Da kommt es wirklich auf Qualität an. Ärgert euch nicht rum mit Billigscheiß, der mitten auf der Strecke versagt und euch den Urlaub vermiest. Wieklich. Ich verdiene auch nicht viel Kohle, aber ich habe keine der Investitionen bereut.

Kommen wir zu den Klamotten.
Es mussten Funktionsklamotten sein. Fahrt ja nicht mit Baumwollklamotten los! Die saugen sich mit Schweiß voll und stinken schon nach wenigen Stunden. Was ziemlich beschissen ist, wenn man 2 Wochen in denselben Sachen steckt.
Ich hatte 2 dünne Tanktops mit, für untendrunter, ganz normales Zeug. Außerdem nen Sport-BH. Der muss sicherlich nicht sein, aber ich hatte schon recht holpige Strecken, da hat der gute Dienste geleistet. An sonstiger Unterwäsche hab ich ziemlich gespart, die Socken waren Sportsocken. Das ist ja das gute am Alleinreisen: man belästigt niemanden mit seinem Geruch. ;) Unterwegs waschen war bei mir nicht möglich. So schnell trocknet das Zeug ja nachts nicht wieder. Wenn man sich natürlich für eine Tour mit Übernachtungen in Jugendherbergen o.ä. entscheidet, dürfte das besser gehen.
Ich hatte eine 3/4-lange Unterhose von Mammut. Sehr ausgeklügeltes System und sie hat gute Dienste geleistet. Ist allerdings überraschend groß ausgefallen, sodass die L, die ich eigentlich sonst immer brauche, bei mir unschön schlackert.
Darüber eine lange Radleggings mit gepolstertem Hintern. Das war allerdings nichts Teures, die hab ich vor Jahren mal bei Lidl gekauft. Sieht unvorteilhaft aus (hab nicht so nen Strumpfhosenkörper ^^), ist aber sehr praktisch. Einerseits natürlich wegen dem Polster, andererseits weil das Material den Fahrtwind blockt. Unterschätzt das nicht!
Darüber hinaus hatte ich noch ne Cargohose mit, für die Abende, wenn man draußen sitzt und so. Für die nächste Tour werde ich da aber noch nachrüsten müssen. Ich hatte Gott sei Dank nur einen Regentag, sonst hätte ich da nämlich ein Problem bekommen. Eine gute wasserabweisende, atmungsaktive Hose muss her. Und ja, die haben ihren Preis. >.< Ich hatte 2 Kurzarmshirts mit. Einmal irgendwas von Lidl und ein Funktionsshirt von Meru. Ganz tolles Teil.
Darüber ein absolutes Traumteil, ein Hoodie von The North Face. Entwickelt zum Warmhalten bei schweißtreibenden Aktivitäten. Diesen Test hat es wirklich bestanden. Eigentlich ist es fürs Laufen entworfen, aber auch auf dem Rad hat es mir gute Dienste erwiesen. Man hat z.B. im Ärmelsaum ein Daumenloch und kann zusätzlich das Bündchen wie eine Art Handschuh um die Finger legen. Hm, schwer zu erklären. Aber das ist wirklich ne tolle Idee. Es ist am Hals recht eng geschnitten, die Kapuze liegt nah am Kopf an, das ist alles super, wenns kalt und windig ist.
Das war alles für den Feuchtigkeitstransport vom Körper weg. Ist nicht so angenehm stundenlang in seinem eigenen Saft vor sich hin zu braten. Auch an den kältesten Tagen habe ich natürlich arg geschwitzt. Ich bin sehr begeistert von den Klamotten, die sind tatsächlich nicht ohne Grund so teuer.
Dann ging es ums Warmhalten. Ich befand da Fleece für das Beste. Diesmal nichts Teures, hab ne ganz normale Fleecejacke vom Discounter mitgehabt. Die Sachen der namhaften Hersteller sind aber sicherlich meilenweit besser.
Das Letzte war die Frage nach der richtigen Jacke. Da ist die Auswahl auf den einschlägigen Outdoorseiten ja unüberschaubar. Ich war mir nach endlosem Recherchieren aber immerhin sicher, dass es keine Hard- oder Softshell bei mir sein musste. Inzwischen hatte ich mich schon in das Label The North Face verknallt und so wurde es im Endeffekt die Resolve Jacke. Leicht, atmungsaktiv, wasserdicht, hinten länger geschnitten (wichtig aufm Rad!), Kapuze. Tolles Teil. Hat mich nicht enttäuscht.
Schuhe waren einfache Chucks (allerdings gefüttert), bei Regen definitiv nicht zu empfehlen. Ich habe superbillige Fahrradhandschuhe mit (die Investition in ein gutes Paar wird sich sicherlich lohnen!), zusätzlich lange Fleecehandschuhe, und ne Mütze.
Von diesen Klamotten habe ich ALLES gebraucht. Da war nichts umsonst eingepackt.

Meine Küchenutensilien.
Ein kleiner Gaskocher (die Kartusche hält ewig, ne Ersatzkartusche kann man getrost zu Hause lassen, solang man die aktuelle erst angefangen hat).
Aluminiumkochgeschirr. Leicht und wichtig, man sollte jeden Tag etwas Warmes essen, oder zumindest nen Tee oder Kaffee trinken. Der Wasserkessel ist klasse, das Wasser kocht in 5 Minuten. Ich hatte von dem Set nur den Kessel und einen Topf mit. Die lassen sich ineinandergesteckt platzsparend verstauen (die Kaffeepäckchen hab ich ins Innere des Kessels gestopft).
Tasse mit Faltgriff und ein Plastikteller.
Miniflasche mit Spülmittel, Faltbesteck (soooo toll! ^^), Dosenöffner, Minigewürz.Ich werde euch noch von meiner schwedischen Pilzpfanne berichten! ;)
Außerdem hatte ich immer 2 Wasserflaschen à 1,5 Liter mit. Zum Trinken, Waschen, Kochen. Hat gut funktioniert. Kann man, zumindest in Schweden, auch gut in Bächen und Seen auffüllen.

Toilettenartikel.
Auch wenn man sich selbst mit seinem irgendwann entstehenden Geruch weniger belästigt als jemanden anders, muss ein Minimum an Körperpflege schon sein. Ich hatte eine kleine Reisekosmetiktasche mit und diese gefüllt mit diesen kleinen Probiergrößen, die es in Drogerien gibt, vor allem an Bahnhöfen. Zum Vergleich: habe meinem besten Freund zum Geburtstag eine Festivalkosmetiktasche genäht und ebenfalls so befüllt: *klick* Zusätzlich hatte ich mir in eine kleine Sprühflasche etwas Febréze abgefüllt, man weiß ja nie. :D Und ein kleiner unkaputtbarer Spiegel. Nennt mich ne Tussi, aber ich mag auch in der Wildnis nicht mit wuchernden Augenbrauen und unentdeckten Pickeln durch die Kante laufen.
Ganz begeistert war ich von diesem Trekkinghandtuch. Es ist winzig und superdünn, aber es trocknet einen komplett ab und für die Haare reicht es auch noch (und meine sind nicht gerade kurz)! Echt wahnsinn, und es trocknet auch schnell wieder.
Reiseapotheke: Durchfallmittel, Aspirin+C (hilft auch bei Fieber), Ibuprofen (beseitigt herbe Kopfschmerzen von kleinen Schweden, die am Abend vorher zu viel getrunken haben ^^), Pflaster. Im Sommer sicherlich noch Sonnencreme und Mückensalbe (die dann aber direkt vor Ort kaufen, über deutsche Salbe lachen sich die schwedischen Mücken tot).

Was ich noch an kleinen Helfern und sonstiger Ausstattung hatte.
Eine gute Lampe. Die Akkus musste ich gar nicht wechseln, die halten ewig.
Elastikspannbänder und Gurtbänder, unverzichtbar zum Gepäcksichern. Dieses erste find ich super. Es besteht aus 4 einzelnen Gummis und hält superfest. Ich hab mit 2 Stück erst mal Zelt, Schlafsack und Isomatte auf dem Gepäckträger festgemacht und unter die einzelnen Gummis noch nach Bedarf Wasserflaschen, Einkaufstüten und Klamotten geschoben.
Reparaturwerkzeug fürs Rad, Ersatzschlauch, WD-40, Luftpumpe.
Schlösser und Stahlseil zum Sichern des Gepäcks am Rad (so ganz trau ich den Schweden halt doch nicht).
Kleine Schere, Isolierband (um die Elektronik am Rad notfalls reparieren zu können).
Kompass, Thermometer, Fahrradcomputer.
Persönliches: Reisetagebuch, ein guter Roman. Kamera. Ladegerät fürs Handy.
Das nächste Mal werd ich mir vorher noch ne Wasserflaschenhalterung für den Fahrradrahmen besorgen, ist einfach praktischer. Und man hat in den Taschen mehr Platz.

Da kommt einiges zusammen! Aber ich hatte diesmal nichts umsonst mit, im Gegensatz zur ersten Tour. Ein gutes Gefühl! Und vermisst hab ich auch nichts.

Oh Gott, was für'n riesiger, langweiliger Eintrag! ^^
Aber denjenigen, die auch so was planen, hat er vielleicht etwas geholfen. Ansonsten dürft ihr mich gern löchern!