Samstag, 30. Juni 2012

Back to the so called roots

Letztes Wochenende waren wir noch mal in Kassel. Um Freunde zu treffen, zu shoppen, auf die documenta zu gehen. Mein beruflicher Werdegang ist ja nun nicht sonderlich beeindruckend und ich hatte immer gedacht die Lehre und dann auch später der Job in Kassel wären vorübergehend und nur ein kurzer Abschnitt in meinem Leben. Dass ich dann letztendlich 4,5 Jahre in Kassel und insgesamt 7 Jahre in Hessen verbracht habe, war so nicht geplant. Und alles andere als traumhaft. Ich bin nie so recht in Kassel angekommen, wir sind nie wirklich warm geworden miteinander, die Stadt passt einfach nicht zu mir. Aber trotz alledem hinterlassen 4,5 Jahre ihre Spuren und es war merkwürdig wieder im Zug dorthin zu sitzen. Gast zu sein. Wir haben im Hotel gewohnt.




Wir waren in meinem angestammten Stoffladen und haben Material für das Hochzeitskleid gekauft, das ich hoffentlich irgendwann mal nähen und tragen werde. Hellgraues Leinen, traumhaft! Aber das zeig ich dann her, wenn die Zeit dafür gekommen ist.



Wir waren einkaufen, ein paar Babyklamotten und anderer Schmus. Haben uns auf nen Kaffee getroffen mit Bekannten aus Discoarbeitszeiten. Abends dann zum Griechen, war ja das Spiel gegen Deutschland. Die Griechen waren zwar sehr betrübt, haben aber trotzdem exzellent für uns gekocht.


Der nächste Morgen begann mit einem opulenten Frühstück im Café mit einer früheren Arbeitskollegin und einem weiteren Besuch im Stoffladen; eine der Mitarbeiterinnen hatte ihren Enkel mitgebracht. Auf der documenta waren wir im Endeffekt natürlich nicht. Die Gurke hätte das vielleicht auch nicht so spannend gefunden wie wir. 




Ein Lebensabschnitt ist zu Ende. Und nun tue ich etwas, von dem ich immer geträumt hab. Nur nicht weiter drüber nachdenken, einfach machen. Wird sich schon alles regeln. Ich hoffe, dass ich nun endlich dem Sinn in meinem Leben etwas näher komme. Bis jetzt fühlt sich (mal von meinem Mann abgesehen) alles so willkürlich und egal an. Die ganze Zeit nach meinem Schulabschluss, in meiner Lehre, in meiner Zeit in Kassel hab ich versucht rauszufinden wo mein Leben hingehen soll. Das kanns doch nicht gewesen sein, hab ich gedacht. Naja, vielleicht ja doch. Vielleicht bin ich nicht gemacht für die dicke Karriere. Vielleicht bin ich gemacht für Kind und Heim und habs nur noch nicht gemerkt. Mein Mann will, dass ich glücklich bin und alles dafür tun, was in seiner Macht steht. Ich bin gespannt.
An Kassel denke ich recht emotionslos zurück. Ich habe da ne psychisch schwere Zeit durchgemacht und mich sicherlich auch irgendwie selbst gefunden. Aber mit der Stadt verbinde ich eine große, gähnende Einsamkeit und Leere, Stille. Die hier hoffentlich endet.

Übrigens: Die Fotos sind jetzt nicht der ultimative Traum, aber mit der Kamera aufgenommen, die ich beim Fotowettbewerb gewonnen hab! :D

Freitag, 29. Juni 2012

Zuckersüß

Ich arbeite meine Packliste ab, es ist tierisch heiß und packen geht mir auf den Sack. Ich muss noch einige Dinge regeln, Verträge kündigen, Adressen ummelden. Jetzt kam eine letzte Lieferung gebrauchte Bücher von meiner Bücherliste an. Ich hab ja echt Angst dort im hohen Norden auf dem Trockenen zu sitzen. Wenn überhaupt, dann gibts da englische Bücher. Die zu lesen ist machbar, aber nicht dasselbe wie in meiner Muttersprache. So toll ist mein Englisch dann halt doch nicht.



Hier also einige Leckerlis, auf die ich mich freuen kann. Inklusive einer komplett illustrierten Lewis Carroll-Edition.




Letztens klingelte abends bei mir der Lieferservice, obwohl ich nichts bestellt hatte. Mein Mann hat mir  schwer kistenpackendem Weibchen aus Schweden eine höchst leckere Stärkung zukommen lassen. Isser nich süß? :)

Gestern hab ich in der Wohnung meiner Eltern noch die letzten Habseligkeiten durchsortiert. Schulzeug, Bücher, alte Erinnerungsstücke, die ich damals nicht mitgenommen hatte beim Auszug. Unter anderem auch massig alte Fotos. Die Originale bleiben hier, aber gestern hab ich mir einige eingescannt. So viele Fotos von mir in dem Alter hab ich nicht und ich kann mir eine Fotowand aus Kinderfotos von mir und meinem Mann in der neuen Wohnung sehr gut vorstellen.





Donnerstag, 21. Juni 2012

Storchenkind am Tierklavier

Ihr habt Recht, ich hatte noch nichts über die Windeln geschrieben. Ein erster Anlaufpunkt war www.naturwindeln.de. Dort findet man alles Wissenswerte über die verschiedenen Windelarten und Wickelsysteme. Das ist echt n weites Feld. Es gibt so viele verschiedene Hersteller und alle haben Vor- und Nachteile. Ich bin damals in einem Shop gelandet, der sowohl Tragejacken (hab damals ja nach einer gesucht) und Naturwindeln anbietet, ebenso wie eine Beratung am Telefon. Das hat mir wirklich geholfen. Meine Ansprüche an die Windel war, dass sie einfach zu binden ist, auch wenn solche Windeln dann recht teuer sind. Ich mach mir nichts daraus ein bisschen zu falten und so, aber es sollte auch für den Papa (oder die Oma) machbar sein, der - es ist einfach so - nicht ganz so fingerfertig ist. Außerdem sollte sie auch auch ohne Trockner halbwegs schnell trocknen.
Die Beraterin am Telefon empfahl mir im Endeffekt die Windeln von Storchenkinder. Die werden in Deutschland gefertigt, sind aus Bio-Baumwolle und sie, die ne Menge Windeln an ihren eigenen Kindern ausprobiert hat, war damit sehr zufrieden. Es gibt zwei Größen, die Einlagen, die es dazu gibt, passen für beide, und man braucht noch eine Wollüberhose. Zugegeben, ganz billig ist es in der Anschaffung nicht. Ich habe dann im Endeffekt gebrauchte Windeln auf ebay gekauft, weil mein Mann für die erste Größe keine 200€ ausgeben wollte (die zweite sollten wir uns jetzt langsam mal anschaffen). Die Windeln kosten neu um die 12€, die Wollüberhosen (gibt es auch in verschiedenen Größen, man braucht eine gut sitzende, also muss man da auch verschiedene Größen kaufen) etwa 14€. Überhosen sollte man jeweils 2 oder besser 3 haben. Windeln hab ich in Größe I 14 Stück, ist aber schon ein wenig knapp, weniger sollten es auf keinen Fall sein. Die Einlagen kosten einzeln 2,50€. Darüber hinaus gibt es auch Komplettsets, bei denen man ein bisschen spart. Außerdem empfiehlt es sich Gallseife, ein Wollwaschmittel und eine Lanolinkur zu Hause zu haben.

So.

Musikernachwuchs...

Wir haben die Baumwollwindeln ja nicht von Anfang an genutzt. Die schwarzgrünen Ausscheidungen in den Anfangstagen können sie gleich zu Beginn hübsch versauen, weshalb man da vielleicht doch erstmal besser Wegwerfwindeln benutzt. Wir haben einen entspannten Kompromiss für uns gefunden. Nachts benutzen wir Wegwerfwindeln, einfach weil ich so froh bin, wenn der Kleine endlich schläft und ich dann nicht mitten in der Nacht Windeln wechseln und ihn aufwecken will. Auch wenn wir nen längeren Ausflug machen oder z.B. zu Besuch bei den Großeltern sind, nehmen wir Wegwerfwindeln. Es gibt mittlerweile in jedem gut sortierten Supermarkt oder zumindest bei dm biologisch abbaubare Windeln. Wenn man das nicht will, braucht man unterwegs noch eine wasserdichte Windeltasche für die benutzten Windeln.

Die Storchenkinderwindel ist einfach in der Handhabung und hat keine Klettverschlüsse, die nur verflusen und dann nicht mehr richtig halten, aber auch die Bindebänder sind nicht so lang, dass sie sich in der Waschmaschine verheddern. Die Gurke hatte in den Baumwollwindeln nie einen wunden Hintern. Nach mehreren Tagen Wegwerfwindelbenutzung sah das schon ganz anders aus, da war der Popo teilweise beängstigend rot und entzündet, weil die Haut nicht so gut atmen kann. Bei Baumwollwindeln wickelt man auch automatisch viel öfter, bei Pampers ist man viel fauler. Das tut der Haut nicht gut. Auch wenn meine Couch das nicht mag und mittlerweile wer weiß wie viel Pipi in ihr verschwunden ist: wir lassen den Kleinen jeden Tag so viel wie möglich ohne Windel rumkrabbeln. Mit den Pfützen muss man leben. Der Babypopo dankt es einem. Wir haben hier kistenweise alte Handtücher zum Unterlegen, die man gut mit den Windeln zusammen in die Maschine schmeißen kann. Bei 14 Windeln ist das Ding ja noch nicht mal halb voll... 

Zum Thema Waschen. 
Zu Zeiten des Muttesrmilchstuhls, wenn alles noch sehr flüssig ist, muss man die Windel sofort wechseln, weil sonst alles rausläuft. Aber man ist ja eh die ganze Zeit bei dem Kleinen und hört es. Wir haben einen kleinen Eimer mit Deckel, in den die Windel zusammen mit Wasser und Gallseife kommt, damit der gelborange Kram nicht so arg in die Windel eindringen kann. Zum Waschen sollte man zumindest ein parfümfreies Waschmittel nehmen und keinen Weichspühler, Babyhaut ist sehr empfindlich. Wir sind schon vor der Geburt umgestiegen auf so Allergikerzeugs, später Flüssigwaschmittel aus Waschnüssen, auch wegen der (nackigen) Katze, deren Haut das nicht verträgt. Mittlerweile benutzen wir nur noch Waschnüsse und sind davon total begeistert. Zu den heftig verschmutzten Windeln kommt ein Esslöffel Fleckensalz und damit hat sichs. Mit der Reinigungsleistung sind wir total zufrieden. Bei 80°C geht eigentlich alles raus.
Später, wenn man die festeren Kotklümpchen einfach in der Toilette entsorgen kann, muss man auch bei der Reinigung nicht mehr so aggressiv sein. Das Einweichen lass ich jetzt komplett, das Wasser muss nicht mehr so heiß sein und auch Fleckensalz benutz ich nicht immer. Trocknen lass ich die Windeln auf einem Trockengestell über der Badewanne, das dauert etwa einen Tag. Oder wenns mal schnell gehen muss auch auf der Heizung.

Die Überhöschen sind noch mal ein Thema für sich. Man kann sie kaufen oder auch selbst stricken, sie sollten aber zumindest zweilagig sein. Ich hatte welche direkt von Storchenkinder und ein Paar von Disana, die mir beide gut gefallen haben. Wasserdichte Plastiküberhosen sollte man nicht benutzen. Klar, es kommt keine Feuchtigkeit raus, aber auch keine Luft rein. Durch den natürlichen Lanolingehalt von Wolle sind die Überhosen bis zu einem gewissen Punkt wasserdicht. Ich muss so etwa alle 3 bis 4 Stunden wickeln.
Wenn die Wollhosen nass sind, braucht man sie nicht jedesmal zu waschen. Wolle ist schmutzabweisend und müffelt auch nicht wie Baumwolle. Einfach trocknen lassen. Mittlerweile komm ich mit 2 Überhosen hin, die man im Wechsel anzieht, wenn die andere nass ist. Früher musste man so ne Hose schon mal öfter waschen, weil der flüssige Stuhl ausgelaufen war. Wollhosen kann man aber nicht einfach in die Waschmaschine stecken. Höchstens in den Wollwaschgang, aber wegen einer Hose... Ich wasch die Hosen dann per Hand. Bei 30°C im Waschbecken mit einem Wollmaschmittel. Nach dem Waschen muss man sie dann mit Lanolin rückfetten, damit sie wasserabweisend bleiben. Nach der Wäsche drückt man überschüssiges Wasser in einem Handtuch aus, zieht das Höschen in Form und lässt es trocknen. Nicht in die Sonne oder auf die Heizung legen!

Mann, ich hätte nie gedacht, dass es so viel über Windeln zu sagen gibt... Wir sind jedenfalls sehr zufrieden mit unserer Wahl. Es gibt sicher günstigere Windelsysteme, die aber dann nicht so einfach in der Handhabung sind. Und ich empfinde das Waschen auch nicht als Belastung, macht ja die Maschine und nicht ich. ;) Klar, das ständige Waschen ist auch nicht so wahnsinnig umweltfreundlich, da kann man drüber diskutieren, aber wenigstens lassen wir den Müllberg nicht so krass weiterwachsen. Und auch finanziell lohnt es sich auf lange Sicht, vor allem, wenn man mehr als ein Kind bekommt. Und die Windeln gehen auch Second Hand weg wie warme Semmeln. Ich würds jederzeit wieder so machen.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Was der Bauer nicht kennt ... frisst er trotzdem.

Meines Wissens nach haben wir hier in Gera genau einen Laden, der Sushi anbietet (mal abgesehen von diesem seltsamen Zeug, das bei Nordsee rumliegt... *brrr*). Eigentlich sind wir da ja recht skeptisch, in so kleinen Orten, weit weg von jeglicher Frischfischquelle, aber gestern haben wir dem Ganzen mal ne Chance gegeben. Der Sushi anbietende Vietnamese hat zwar über 90 Minuten für die Lieferung gebraucht und ganz billig war es auch nicht, aber es kam gut gekühlt, nett verpackt und hübsch angerichtet bei uns an. Zusammen mit einer leckeren Misosuppe, gefüllten Tofutaschen und einem Algensalat. Wasabi und Ingwer waren in kleinen Tütchen dabei und sogar diese knuffigen Sojasaucen-Fische *quietsch*. 
Es war sehr lecker, obwohl ich kein Fan von Oktopus werden werde (hatte zum Ausprobieren ein Menü mit Lachs, Thunfisch, Oktopus, Surimi, Shrimps und Gelbschwanzmakrele, zusammen mit Lachsrollen und California Rolls). 



Der Froschbär hatte die erste Avocadorolle seines Lebens und es schien gar nicht so schlecht gewesen zu sein. ^^ 


 





Und ja, mir ist auch vor einigen Tagen aufgefallen, dass ich noch gar nichts über die Windeln geschrieben habe. Ich werde das in Kürze nachholen.

Montag, 18. Juni 2012

♠ A photo an hour ♠


8.30
Frühstück! Eierkuchen mit Apfelmus und Kaffee

9.30
Der Froschbär isst Apfel.
Mama räumt die Küche auf.

 10.30
Morgennickerchen

 11.30
Die Sendung mit der Maus kucken, wie jeden Sonntag.

 12.30
Kisten packen, wie ich es hasse...
Der Froschbär hilft fleißig mit.

 13.30
Plants vs. Zombies für Mama, die Gurke untermalt
das dramatische Geschehen durch rockige Klänge
am Tierklavier.

 14.30
mehr Kaffee!!

 15.30
Spaghetti mit Tomatensauce

16.30
Noch ein kleines Nickerchen.
Auf Phoenix läuft ne Doku über Musik
und Rebellion in den 60ern.

 17.30
Noch schläft es. Ich lese weiter im großartigen
"Xenophobe's guide to the Swedes". Knuffiges
über das Völkchen meiner Wahl und ihre Eigenarten.
"The harsh climate turned the Swedish Vikings
into tough hunters who preferred to use their
spare time for resting rather than socialising with
their neighbours. [...] As a Swedish saying would go
(if there was one, which there isn't): One is company,
two is crowd."
;)

 18.30
Wir machen uns fertig für den Spielplatz.

 19.30
Steine essen und Schaukeln, hurrah!

 20.30
ein Bad für den Dreckspatz

21.30.
Ebay checken. Leider waren meine Auktionen nicht
besonders erfolgreich.

 
22.30
Das Nickerchen am Nachmittage war zu
lang. Der Froschbär ist alles andere als
müde, nur Mama ist total fertig.

23.30
Es ist endlich eingeschlafen. Und ganz ehrlich,
ich bin so müde, dass bei mir jetzt auch nichts
mehr geht. Gute Nacht.

Sonntag, 17. Juni 2012

Tutorial Applikation 2 - Die Stoffauswahl

Nun kommen wir zur Stoffauswahl. Oh Mann, ein weites Feld.

Farben bestimmen


Die meisten Farben sind auf den zweiten Blick nicht so, wie sie auf den ersten Blick scheinen.

Alice ist blond, hat ein blaues Kleid an mit einer weißen Schürze und schwarz-weiß-geringelte Strümpfe. 


Wer da aber nun gelben, blauen und weißen Stoff rauslegt, wird am Ende etwas haben, was im besten Falle wie Expressionismus aussieht. In Wirklichkeit ist das etwas komplizierter. 

Alices blonde Haare sind bei genauerem Hinsehen eine Mischung aus verschiedenen Beige-Tönen. Die Haut ist cremefarben und das Kleid in Wirklichkeit lila! Und alles ist sehr viel verwaschener, als man den Eindruck hat. Mit reinen Farben kommt man hier nicht weiter. Und dieses Spektrum an Farben dürfte man kaum im Stoffladen bekommen. Da muss man selbst ran.


Stoffe färben


Es gibt viele Methoden, um Stoff zu färben. 
Ich habe schon Simplicol ausprobiert, EMO-Textilfarben und Schweinereien mit Dan Klorix.

Simplicol bekommt man ja ganz normal im Supermarkt oder in der Drogerie. Die Farbpalette vor allem bei den nicht farbechten Nuancen ist recht groß. Und so ein Quilt wird ja eher nicht gewaschen, da muss es nicht farbecht sein. Das, was man im Laden nicht bekommt, kann man ganz unkompliziert online bestellen. Hab ich schon gemacht, hat einwandfrei funktioniert. Mit Simplicol Gefärbtes kann man hinterher wieder bleichen. Dabei ist z.B. das hier entstanden. 

 
Aber auch viele normal gekaufte Stoffe lassen sich bleichen. Welche Farbe allerdings nach der Behandlung mit Chlor auf einen wartet, muss man selbst herausfinden. Das ist nicht immer weiß.


Die EMO-Farben aus Finnland kenne ich aus dem Internet. Bin da über einen Blog gestolpert von der Shopinhaberin, die die Sachen auch selber benutzt und zu Patchworkteilen verarbeitet.

Mit den Farben kann man tolle Sachen machen, sie leuchten richtig schön. Eine klasse Idee ist das Färben im Schnapsglas. Das hatte ich letztes Jahr (ihr erinnert euch an die Fische?) mal gemacht und war ganz begeistert von dieser Technik. Beim Bestellen der Farben bekommt man eine kurze Anleitung mit und ansonsten kann man sich in ihrem Blog mehr als vielfältige Inspiration holen. Ne tolle Sache ist außerdem, dass diese Farben unter anderem mit Sonne reagieren. Da gibts so viel auszuprobieren! 

beim Kleid macht sich der Batikstoff gut

Generell muss ich sagen, dass man lieber erst mal ne große Palette unterschiedlicher Nuancen in Rosa, Beige und Lila (oder welche Farben ihr auch immer benötigt) produzieren sollte, um dann hinterher auszuwählen. Farbmenge, Färbedauer und Ausgangsfarbe des Stoffes (man kann nicht nur auf weiß färben!) spielen dabei eine Rolle und es ist unmöglich vorherzusagen wie das Ergebnis am Ende aussehen wird. Da heißt es fleißig rumzumatschen! Dann hat man am Ende eine hübsche Kiste voll durchnuancierter Stoffe. 

 
4 Nuancen creme

 
 3 Nuancen rosa

 
3 mal lila auf 3 unterschiedlichen Ausgangsstoffen:
links auf naturfarbiger, in der Mitte auf grauer,
rechts auf fliederfarbener Baumwolle.

 
Hier sieht man, dass das normale Blassgelb, das ich da
hätte, viel zu grell ist. Links meine gefärbte Variante.

Und es gibt ja auch noch viele andere Farben, mit denen ich noch gar keine Erfahrung habe. Batikfarbe zum Beispiel, und auch mit Haarfarbe kann man ja theoretisch Stoff färben, wenn mich nicht alles täuscht. Da hilft nur experimentieren. Die Farbexperimente für Alice hab ich übrigens größtenteils auf nicht gebleichtem IKEA-Bomull gemacht. Da strahlen die Farben dann nicht so wie auf reinem Weiß.

Samstag, 16. Juni 2012

Tutorial Applikation 1 - Die Vorlage

Mara Macabre hatte gefragt wie ich diesen Alice-Quilt mache.
Das ist ne gute Frage. :D Bisher ist das erst das zweite Teil, das ich komplett in Handarbeit fertige und die Schweden-Sternen-Decke war ja ne ganz andere Technik.

Ich will also mal versuchen euch zu beschreiben wie ich vorgehe.Ich muss aber sagen, dass ich mich da selbst noch rantaste und ausprobiere. Und sooo arg ordentlich und perfekt werden diese Sachen bei mir nie. Für Perfektion bei winzigen Teilchen solltet ihr vielleicht mal bei Noctua nachfragen. ;)

Okay. Fangen wir an.

Die Vorlage vorbereiten

Eins mal vorweg: Ohne die tollen Vorlagen, die ich mir ausgesucht hab, würde das Ergebnis niemals so toll aussehen. Ich bin halt nicht so der riesen Zeichner, zumindest nicht bei solchen Sachen. Da orientier ich mich lieber an Leuten, die was davon verstehen.



Man suche sich also eine geeignete Vorlage und drucke sie aus. Ich drucke immer eine in Farbe aus, zur Kontrolle später, und eine in Schwarz-Weiß. Dann muss man ausrechnen, wieviel größer der Quilt am Ende wird als die Vorlage. Ein einzelnes Paneel bei mir wird 1 m hoch und 30 cm breit. Meine Vorlage für Alice muss ich um 350% vergrößern. Den Hasen habe ich z.B. anders ausgedruckt und hatte nur eine Vergößerung von 250%. 



Beim Schwarz-Weiß-Ausdruck male ich jetzt die Linien nach. Bei einer um 350% vergrößerten Vorlage weiß man sonst nicht mehr, wo oben oder unten ist. Die Grauflächen verschwimmen alle ineinander. Die Linien helfen dabei Schnittteile gegeneinander abzugrenzen. Macht es nicht zu fitzelig! An manchen Kleinteilen verliert man sonst die Nerven. Ich habe hier zwar versucht die Haare ein wenig gröber zu strukturieren, aber mir wird auch so schon ganz flau im Magen, wenn ich an die Umsetzung denke. Sehr spitz zulaufende Teile oder konkave Stellen können echt tricky sein.


Macht euch von dem überzeichneten Ausdruck mehrere Kopien. Das Original wird zu Seite gelegt, vielleicht braucht ihr es später nochmal. Die Kopien werden jetzt in kleine Schnittteile zerlegt. Meine Teile durften nur etwa 8 cm hoch und 5,5 cm breit sein, um nach 3,5facher Vergrößerung noch auf einem A4-Blatt Platz zu haben.


Gesegnet sei der, der einen guten Kopierer sein Eigen nennen kann! Meiner ist so ein All-in-One-Teil; Scanner, Kopierer und Drucker. Das in einem Copy Shop machen zu müssen, stell ich mir schweißtreibend vor.



Manche Teile müssen mehrfach kopiert werden. Man muss sich jetzt schon überlegen wie man die Stücke hinterher zusammensetzt. Die Beine mit den Ringelsocken zum Beispiel. Entweder man macht aus jedem einzelnen schwarzen und weißen Streifen ein Schnittteil und näht sie hinterher Kante auf Kante wieder zusammen. Da hätte ich aber meine Bedenken, ob das wirklich so ordentlich wird. Oder man nimmt einmal das komplette Bein in weiß und setzt die schwarzen Streifen hinterher drauf. Ich habe mich dafür entschieden, weil ich mir einbilde, dass das am Ende am ordentlichsten aussieht. Ob das dann auch stimmt, wird sich zeigen. Auch für mich ist das schließlich das erste Projekt dieser Art. Ich hab also die Beine jeweils zweimal kopiert, einmal für den kompletten Strumpf und einmal um die schwarzen Streifen auszuschneiden.
An anderen Stellen überlagern sich Teile, wie z.B. auf dem Kleid. Ich brauche einmal eine Vorlage für das Kleid, einmal für die Schürze und obendrüber noch das Bindeband. Alles einzelne Teile. Die Haare verschwinden teilweise hinter Alices Körper, trotzdem bleiben sie bei mir ganz. Am Ende schieb ich sie unter das Kleid oder hinter Alices Schulter.
Man muss sich die ganze Zeit vorstellen wie das Ergebnis am Ende aussehen wird. Die Oberkante des Beines zum Beispiel muss nicht umgeschlagen und vernäht werden, weil sie unter dem Kleidsaum verschwindet. Die Seiten des Schürzenbindebandes klappe ich nach hinten um, sie verschwinden unter dem Kleid. Manche Teile verschwinden unter anderen Teilen. Ich versuche es so zuzuschneiden, dass Teile, die in Wirklichkeit "unten" wären auch im Quilt zuunterst liegen. Das ganze Projekt profitiert von einer guten Portion Vorstellungsvermögen.

Am Ende habt ihr einen hübschen Haufen großer Schnittteile. Dann gehts ans Ausschneiden. Eventuell müssen Teile, die zum Vergrößern auseinander geschnitten werden mussten, weil sie zu lang waren (hier z.B. Alice's Beine) mit Klebeband wieder zusammengesetzt werden.
Und glaubt mir: Jeder, der bei diesem ganzen Gerödel kein Kind hat, auf das er aufpassen muss und das alle kopierten Blätter gleich einspeichelt, aufisst und zerfetzt, nur um sich danach die Schere ins Auge zu rammen, kann sich glücklich schätzen. :)